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Ein neuer Monat voller Arbeit und viel Wind. Oder das Gegenteil. Soviel Zeit zum Daddeln hatte ich das letzte Mal im Studium.
Das Problem des Clubs hier ist neben dem guten Wetter in Deutschland, den besseren Bedingungen in Griechenland und der Türkei, den unzuverlässigen und schlechten Flugverbindungen tatsächlich die nicht vorhandene Station und natürlich aktuell der Wind. Es soll wohl eine Station kommen. Nächstes Jahr. Ganz bestimmt.
Bis dahin also Ruhe, Ruhe und Ruhe. Wir fahren sogar mal Müll wegbringen vor Langeweile. Leider hatte ich keine Flipflops mit und konnte daher nicht helfen auszuladen. Ist verboten.
Thema des Tages im Bus, ganz passend: Eingeschlafene Füße und Arme. Ob beim Schlafen oder Rumsitzen.
Wenn doch mal Wind war, ärgerte ich mich mit einem pubertären Jungen rum. Neben vielen Klagen „Ich will nicht durchs Wasser laufen.“, „Bodydrag find ich doof.“, „Der Schirm ist scheiße. Der macht, was er will.“, musste ich mir Sprüche anhören wie „Dann musst du dich besser artikulieren.“ oO Folgte immer dann, wenn er eine Anweisung nicht richtig umgesetzt hatte. Zum Fahren kam er dennoch, doch einmal gab es auch Tränen, weil es nicht ging. Muss schon ein ganz schönes auf und ab sein in dem Alter. Zu lang her. Erinnere mich nicht mehr.
Schön war, dass Toine die Mama als Schülerin hatte und mir danach berichtete, dass es in der Familie liegt. Schön war auch, dass wir immer gemeinsam raus und rein sind. Die Anderen hatten die Tage keine Schulung und auch sonst nichts zu tun, denn wir hatten auch keine andere Kundschaft. Entspannt.
Vor dem typischen Filmeabend sind die Jungs (Max, Toine, Justus und ich) zum Eisladen gefahren und haben mal so richtig schön über die Mädels gelästert. Muss auch mal sein.
Was noch aufkam: Beschwerden übers Fahrverhalten der Italiener/Sizilianer. Es wurden Führerscheinprüfungsszenarien herausgearbeitet: Man muss mindestens fünf Sachen gleichzeitig erledigen können (steuern, telefonieren, hupen, brüllen und rauchen), von Trapani nach Marsala in 15 Minuten fahren und in Ortschaften generell 80 - 100 fahren.
Ist glaube ich auch das einzige Land in denen die (wahrscheinlich geschmierte) Polizei Schilder aufstellt, die auf Geschwindigkeitskontrollen hinweist.
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Und auf einmal war Wind. Südwest. Ganz verwirrend. Nichts angesagt für die ganze Woche und dann ging das Ding innerhalb
von 30 Minuten auf 20 Knoten. Flachte dann nach einer Stunde aber auch wieder auf lokal eher angesagte 8 Knoten ab. Doch wir nutzten die Stunde, um Nathalie, der Freundin von Tim, welcher der Bruder von Laura ist, als auch Nicole, welche die Freundin von Laura, Tims Schwester, und die Schwester von Tims Freundin ist, die Kitesteuerung beizubringen. Sie war zwar kurz angepisst, dass Tim „du hast es mir versprochen!“ sie nicht unterrichtete, doch Tim und ich befanden es wäre gesünder für die Beziehung. Später schulte er sie tatsächlich nochmal und kam aus dem Wasser mit der Aussage „20 Jahre meines Lebens verloren“.
Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug zum Capo San Vito. Nathalie, Nicole, Tim und ich planschten um die Wette und als Tim ausversehen Nathalies Ohrring (der von der Mama geschenkt) herausriss, konnte ich kurz Held des Tages sein, in dem ich ihn in Windeseile wiederfand. Tadaaaaa.
Dann fuhren wir zum Kletterfelsen und beim Herunterfahren war uns schon etwas mulmig zu mute, da der Leihwagen gefühlte 20 PS hatte. Unten angekommen sprang erst Tim („Teste mal auf Steine“), dann ich („ich schau mal, ob da Haie sind) und anschließend alle vier gleichzeitig. War schon sehr cool und wenn ich mal wieder ein Event und keinen Wind habe, fahre ich dorthin mit denen. Den Wagen lasse ich dann aber oben, denn wir kamen ganz knapp wieder oben an. Tim versuchte es zunächst, doch nachdem sein Ego ausgetrickst war („die leichteste fährt, alle anderen aussteigen“), steuerte Nathalie den Wagen mit stinkender Kupplung den Berg hoch. Zumindest mussten wir nicht schieben. War so schon heiß genug.
Abends gab es in der Küche Diskussionen über die psychischen Probleme anderer, was mich zunächst amüsierte, dann jedoch nervte. Pseudointellektuellenaustausch? „Ich hab da mal gehört“ ist eine meiner Lieblingsfakteneinleitungen. Doch dafür gibt es ja Rückzugsorte.
Morgens hatten wir mal wieder ein Meeting. Auch viel Gelaber um nichts, aber das Eis war richtig lecker. Limone. Super frisch und sagte ich schon lecker? Mjiammi.
Am Ende der Woche dann tatsächlich nach einer Woche ohne: Wind. Ich habe einen 9 jährigen Schüler und der ist noch nicht pubertär und dementsprechend sehr locker drauf. Toine hat seinen pubertären Bruder Jooris. Hihi. Wir machen Sprünge, bodydrags und leichte Fahrübungen. Höhe laufen mag er auch nicht, doch er macht beim Fahren zügig Fortschritte und wird bald auch Höhe fahren. Ganz sicher.
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Er ist gefahren. Hoch und runter, mit high fives während er mich passierte, punktgenaue Stopps und sogar die Halse klappte. Als wir ins Wasser gingen fragte er noch „Jooris hat gestern die Halse rechts versucht und heute versuchen sie die Halse links. Was machen wir?“ und ich sagte „Na wir üben auch die Halse.“ „Rechts oder links?“ „Na beide natürlich. Du kannst das.“ Er kann es.
Kurz vor Schluss fragte ich ihn „willst du raus oder noch weitermachen“ und er antwortete „Ich fahre nochmal kurz nach rechts, mach die Halse und dann fahr ich raus“. Machte er genauso und landete selbstständig. Klasse Junge.
Seine Familie hat er schon hinter sich gelassen. Wenn die 30 kg nicht wären, könnte er auch allein raus. Bin gespannt, ob ich ihn nochmal wiedersehe.
Am 14.08. wollte ich frei haben. Doch am 15.08. sollte ich nochmal mit Matteo raus. Der Wind war erst nicht da, dann doch. Wir wechselten den Schirm. Hatten ein paar Pausen und gingen dann nochmal raus. Seine Sprungübungen wurden dann durch schwarze Wolken unterbrochen. Wir waren gerade gelandet, da ging es los. Heftigster Regenschauer. Ich half noch einigen rein und dann rannten alle. Toine und ich genossen den Regen. Die kites die Dusche wahrscheinlich auch. Wir überlegten rauszugehen, doch kurz nach dem Regen war der Wind tot. Eine halbe Stunde später wieder an für zehn Minuten und so ging es den restlichen Nachmittag. Irgendwann packten alle zusammen und wir fuhren heim.
Den nächsten Tag hatte ich keine Schüler aber Wind und übte transition jumps, backroll links und backroll transition. Transition jumps gehen wesentlich einfacher einhändig. Hat mir wieder mal keiner gesagt tz.
Heute habe ich Spotdienst. Ich packe in meine Tasche: einen Laptop, eine JBL, ein Handy, eine Stulle und Wasser. Hannes und Toine kamen auch mit. Hannes ist neuer Kitelehrer. Dann haben wir noch Zeffe, Kumpel von Dominik und seinen Bruder Urs. Dafür sind bis auf Anna alle Mädels weg. Trotzdem ist oben absolut überfülltes Haus und es wird in den kommenden Wochen mit 11 Leuten und einer Toilette noch schlimmer. Toine tut mir leid.
Ich bin also am Spot und komme zu nichts. Wollte den blog aktualisieren, aber natürlich Pustekuchen. Wind geht auch an. Ich denke es sollte nichts kommen. Eine neue Schülerin kommt auch. Kennt mich aus El Gouna, hatte da Stunden bei Pablo. Was macht der eigentlich. Hoffentlich studieren. Arbeitende Männer braucht das Land. Wir sind also raus für ein paar Stunden und kommen gut voran. Sind schon beim Wasserstart und den ersten Fahrten. Ich glaube das wird sehr entspannt und erfolgreich.
Zum Feierabend war Max noch draußen und ich beschloss den 17er mal auszuprobieren. Was ein Ungetüm. Hab mich beeilt beim Pumpen und dennoch exakt 2 Minuten gebraucht. Was ein Mistvieh.
Dann noch übelst langsam, aber zumindest verlor ich keine Höhe und konnte in den Sonnenuntergang schippern. Längste Session bis jetzt. 19:30 Uhr packten wir zusammen und räumten im Dunkeln den Bus aus. Hat Spaß gemacht und nach einem kurzen Abendbrot Snack, spielten wir oben noch bis 0 Uhr Karten, denn Anna reist morgen früh ab. War schön.
Am Tag nach dem Spotdienst finde ich auf einmal Zeit zu schreiben. Grund dafür ist ein erneutes Gewitter und meine Angst mir zu viel Strom zu fangen. Blog ist up2date und ich bin gespannt, wann ich es hochlade. Haha. Beziehungsweise, ob ich die Aktualität endlich mal aufrechterhalten kann. Hab seit zwei Tagen nicht mehr gezockt. Grausam erfrischend.
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Einkauf bei Lidl, check. Mama von Dominik endlich abgereist. Check. Zocken und Ruhe genießen!
Meine Schülerin Christiane kann eigentlich alles soweit und braucht nur noch gelegentliche Erinnerung an die Grundlagen. Somit habe ich mir diese Woche mal die italienische Schulung angesehen. Grausam.
Tag 1: Die Schülerin liegt mit dem kite im Wasser auf Warteposition. Sie ist beim Wasserstart. Der Lehrer greift in die Bar und positioniert den kite für sie. Wenn sie das nicht mal hinbekommt, sollte man vielleicht nicht zum Wasserstart übergehen.
Tag 2: Bei der Kitekontrolle hat der Kitelehrer immer eine Hand an der Bar. Die Schülerin steuert praktisch gar nicht, denn er korrigiert jede zweite Sekunde. Wie soll sie denn da die Steuerung lernen.
Tag 3: Er schreit Bar voll ranziehen beim Wasserstart. Der Typ zieht dann auch kräftig und kommt nicht aus dem Wasser. Tatsächlich führt der Lehrer es dann genauso auch noch vor. Kurbelt dabei heftig, um aus dem Wasser zu kommen. Was sind hier nur für Lappen unterwegs.
Meine Schülerin berichtet, dass im Tricktionary, dem Lehrbuch für sämtliche Tricks das Starten in Bildern genauso gezeigt wird. Wir haben nachgeschaut und den Kopf geschüttelt.
Das Wetter muss hier mal kurz erwähnt werden. Soviel Gewitter gab es laut Salvatore noch nie. Es gibt die ein bis zwei Stunden Wind, plötzlich kommend und garantiert verschwindend. Sehr merkwürdig und sehr schlecht für sämtliche Planung. Wir hatten im gesamten August circa 20 Gewittertage. Ob nachts oder tagsüber ist dabei egal. Die Blitze waren zumindest schön anzusehen.
„Thor hat den Hammer, ich hab den kite!“ – Aussage Toine nach der Beglückwünschung zu seinen sauberen Sprüngen. Toine konnte mit den Marvel Filmen zu Beginn kaum etwas anfangen, doch nun ist er mittendrin. Da wir kaum guten Wind hatten, haben wir Toine selten so in Aktion gesehen wie heute. Es war am Ende der Woche und wir sind alle gemeinsam nach der Schulung bei guten 18 Knoten raus. Feierabendsession vom Feinsten. Tim, Toine und ich waren dabei bis zum Schluss dabei und zumindest ich versuchte Toine nachzueifern. Der poppt sich locker aus dem Wasser auf 4-5 Meter Höhe, nimmt das Brett von den Füßen, schwingt die Beine vor und zurück, zieht das Brett wieder an und landet sanft auf der Wasseroberfläche. Sieht richtig gut aus.
Am nächsten Tag war ebenso guter Wind, Westwind. Ich überzeugte Tim, dass man sich mit auflandigem Westwind super die Küste anschauen kann und wir fuhren los. Mit 9 und 11 Quadratmeter ging es erst nur zur Insel Mozia und dann noch weiter zum Yachthafen von Marsala. Auf dem Rückweg, als uns schon alles weh tat, zog Tim so viel Höhe, dass ich ihm anzeigte noch die Isola Grande mitzunehmen, die unsere Lagune vom Mittelmeer trennt. Es war verdammt hart. Wir mussten an der Spitze noch mehr Höhe gewinnen und der Wind sackte leicht ab. Ich hatte mit dem 9er ordentlich Probleme und die Füße quälten sich in den Schlaufen. Dafür war das Gefühl nach der Spitze ein richtig gutes, doch nur für einen kurzen Moment. Die Insel Favignana nahm uns jeglichen Wind. Ich hatte mich auf entspanntes downwind Fahren gefreut und drehte jetzt loop über loop um überhaupt wieder zur Meeresöffnung und hinein in die Lagune zu kommen. Musste mich auch beeilen, da ich vorher angekündigt hatte, die Stunde mit meiner Schülerin nach anderthalb Stunden fortsetzen zu wollen. Wir legten ca. 24 Kilometer zurück und als ich das Land erreichte, waren meine Beine kurzzeitig am Versagen. Für die Schulung reichte es aber noch.
Mit Tims Papa hatte ich am Abend noch ein Gespräch übers Fliegen. Er kennt da jemanden, der es sozusagen kostenfrei anbietet. Leider werde ich an den nicht rankommen, aber wir könnten dann ja mal gemeinsam fliegen. Ich brauch erstmal mehr Knete.
Max und Vicky sind voll lieb und ich an dem Tag total glücklich. Muss auch mal sein.
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Die Woche fing an mit wenig Wind, doch steigerte sich dann schnell. Schulungstechnisch bin ich aktuell mehr am Filmen, denn am Unterrichten. Klar gab es einige neue Sachen, doch die lernte meine Schülerin fix, so dass ich mit ihrer GoPro bewaffnet im Wasser stand und filmte, was das Zeug hielt. Das Video am Ende durfte ich mir dann auch noch angucken. Meine Kommentare teilweise mussten wohl leider auch ihren Weg ins Video finden. Naja, es war ja alles wahr. Zwischendurch verlor ich leider einen ihrer Schuhe. Dafür fand ich am selben Tag einen anderen und fischte ihn vom Schlammboden heraus. Wollte niemand.
Am Abend gab es nochmalig eine Teamsession. Board off klappte bei mir gut, Board on dann eher weniger. Wie kommt man wieder in das verdammte Brett?! Bevor Sizilien zu Ende ist, schaffe ich das noch. Mein Spotdienst diese Woche dauerte bis 19 Uhr, aber war entspannt.
Hannes kite wollte ich ausprobieren. Ging nur leider schief, da der irgendwie schlecht reagierte. Ich weiß gar nicht, ob er bis jetzt den Fehler gefunden hat. „Den Hannes machen.“ Heißt wohl sowas wie sich blöd anstellen in den Niederlanden. Toine fand das sehr witzig. Ah, Toines Freundin ist da. Schick, lieb und sie liest! Sollte Toine auch mal mit anfangen, damit er nicht so viel Langeweile hat den ganzen Tag. Jedenfalls ein tolles Paar. War schön die beiden zu sehen.
Hans hatte Geburtstag und wir aßen geschmolzenen Schokokuchen mit den Händen. Ich hatte noch Kerzen und Yes-Törtchen Ersatz besorgt und alles war gut.
Morgens war ich wie üblich einkaufen und wollte mir irgendwas Tupper-artiges besorgen, da wir nicht genügend Müslischüsseln haben und ich den Wunsch nach einem Obstsalat verspürte. Also auf zum LIDL, um festzustellen, dass die nichts dahaben. Dann weiter zum Conad und auch nichts gefunden. Allerdings wollte mir ein netter Angestellter weiterhelfen und geleitete mich zur Fleischtheke. Der Fleischer sprach ein wenig englisch und wir versuchten mit Händen und Füßen was zu Stande zu bringen. Als der Angestellte Richtung Obstabteilung lief und die dortige Frau fragte, ob sie denn abgepacktes Obst hätten, gab ich auf und begab mich zur Kasse. Dort wiederum stand auf dem Nachbarband ein 5er Pack Tupperdosen für 4 Euro. Perfekt.
Mein neuer Neo ist da. Die letzten zwei Jahre waren es Neos von O’Neill, doch beide sind ziemlich ausgeleiert und der aktuelle hat einen Riss an der Armnaht bekommen. Zu fette Oberarme oder so. Jedenfalls geht der Weg zur Reparatur und der neue ist mein Arbeitsmaterial. Richtig gut verarbeitet scheint dieser von XCEL zu sein. Mal schauen, ob er es nach einem Jahr immer noch ist.