2018-05-15
Der Flug mit RyanAir startete etwas verspätet. Eine Stunde und dreißig Minuten später. Dafür oder dadurch war Patrick pünktlich und wartete auf mich. Bei der Fahrt bekam ich gleich vermittelt wo ich mich befinde. Die Fensterscheiben drehte ich entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn herunter. Wenn ich den Nippel hochzog, war die Tür verschlossen. Einmal mit Profis arbeiten.
An der Stelle an der ich Patrick letztes Jahr abholte, da sein Sprit alle war, hielten wir kurz da er wohl zu lang gewartet hatte und für kleine Jungs musste. Da das Auto anfing zu rollen und die Handbremse nicht funktionierte, lehnte ich mich herüber und bediente mit den Zeigefingern die Fußbremse. Ein schöner Moment. Hallo Sizilien, ich bin da.
Am Spot lernte ich die Kitelehrer kennen: Ania (Polin), Jesper (Schwede) und Marco (Österreicher).
Marco lernte ich nur zu gut auf der Fahrt zur Villa kennen. Er saß hinten im Auto als Pat uns zur Villa fuhr. Er hing aber mehr auf den vorderen Sitzen und quatsche uns die Ohren zu. War dort schon mein Favorit und blieb es auch bis zu seiner Abreise. Ah, den Philipp (Deutscher) gab es noch, unseren Praktikanten. Verpeilt, unordentlich, aber irgendwie ja ganz nett?
Die Villa in der wir leben ist heftig. Wir haben acht Schlafzimmer, einen Tanzsaal, fünf Toiletten, 22.400 Quadratmeter Grundstücksfläche und eine 200 Meter lange Auffahrt. Als ich das erste Mal die Auffahrt hochfuhr und das Gelände mit ungepflegtem Wald sah dachte und sprach ich „Paintball?! Anyone?!“.
Es gibt eine herrliche Aussicht auf Lo Stagnone und der erste Sonnenuntergang war natürlich wie ab sofort jeden Tag wunderschön. Nicht, dass ich ihn mir mehr als einen Tag ansehen würde, aber zumindest weiß ich, dass ich es jederzeit könnte.
Eine Riesenvilla also und zum Glück hatte Dominik mich noch vorher gefragt welches Zimmer ich denn gerne haben würde. Ich sagte Zimmer 1 mit dem Schreibtisch aus Zimmer 4. Okay.
Er hatte eine Aufgabe. Zimmer 1 war von Philipp belegt. Den Schreibtisch hatte Marco belegt.
So durfte ich also nicht mit der Partygemeinschaft oben wohnen, sondern musste unten privilegiert zu Dominik und Laura ziehen. Im Endeffekt das Beste, was mir hätte passieren können. Alles ist besser unten. Die Küche sauberer, das Bad besser, die Wohnung ruhiger, der Zugang einfacher (keine Treppen). Einzig das Internet ist schlechter. Da müssen wir noch eine Lösung für finden.
20. KW
Ich habe mich dazu entschieden das Ganze auf Kalenderwochen umzustellen. Mal schauen, wie das so funktioniert.
Die Einrichtung passt, das Rollo vor meinem Fenster nicht. Die Mechanik ist eingebrochen, die Rollen laufen nicht sauber und reparabel sieht es auch nicht aus. Ergo bleibt mein Rollo nun zur Hälfte geöffnet.
Ich war am nächsten Tag draußen zum ersten kiten seit 4-5 Monaten und das zu lange. Wurde dann auch am nächsten Tag sofort mit Muskelkater bestraft. Logisch nach den letzten Wochen voll des Nichtstuns. Wir besuchten die KBC Villa um Müll wegzubringen – auch hier hat sich nichts geändert. Einzig Spilo (Anstecknadel) ist groß geworden. Schönes weißes Fell, ein schöner Hund.
Die Station am Spot ist noch nicht gebaut. Dafür gibt es jetzt Rollsplit „Marmorsplit“ am Strand gegen den schlammigen Boden im Herbst. Optimal ist es nicht, aber es wird daran gearbeitet. Dafür haben wir sechs Lagen Teppich für die kites. Gut ist, dass wir den Trailer nicht mehr abbauen müssen und stehen lassen können.
Ich konnte gleich vom zweiten Tag an schulen und es macht wie gewohnt Spaß.
Mein nächster Kurs bestand aus einem Grundkurs mit 8 Personen. Eigentlich ein Unding und ich weiß nicht, wie ich das organisiert habe, doch bis auf einen hat sich keiner beschwert. Der scheint aber von sich aus n grummeliger Typ zu sein, wie mir von den anderen versichert wurde. Wasserstart und Fahren haben sie alle gepackt und damit bin ich zufrieden.
21. KW
Ich sollte Marco bei seinem Event helfen. Es waren 6 Schüler und ich bekam die zwei Anfänger. Das Mädel war gewillter als der Junge. Den Zugang zum Jungen bekam ich über Spiele. Er ist 17 und seine Eltern zwangen ihn mal was jenseits des Zimmers auszuprobieren. Später unterhielt ich mich noch mit der Mama darüber, dass auch aus Zockerjungen „normale“ Menschen werden können. Gib ihm Zeit was zu finden, was ihn interessiert und es wird sich am Ende sowieso fügen. Geduld.
Am Ende fuhr er und spätestens, wenn er sich anfängt für Mädels zu interessieren, kommt ihm der Kitesport sicher noch zu Gute. Eigene Erfahrung.
Läuft also alles gut. Was nicht so läuft sind die Regeln am Spot. Es gibt von den italienischen Behörden aufgestellte Regeln, welche unter Nichtbeachtung auch schon zu einer Schließung führten. Springen im Strandbereich gehört dazu. Find ich gut, mochte die Prollos eh noch nie. Wenn gerade die Kitelehrer die Regeln nicht befolgen, muss was passieren. Aber das änderte sich im Endeffekt erst mit Abfahrt der Entsprechenden. Ach ja.
Fast jeden Abend wurde ich gefragt, ob ich bei irgendeinem Ausflug dabei sein will. Gemeinsames Abendessen gab es mit Marcos Eventtruppe täglich. Ich konnte mich bis zum Freitagabend drücken und dann bestand Salvatore drauf. War aber auch ein schöner Abend an der Villa mit dem üblichen Pasta/Fisch/Süßigkeiten Mix. Spät kamen wir heim und noch viel später machte die Partytruppe Feierabend.
22. KW
Mein erstes Event startete am Sonntag und ich fuhr 09:45 Uhr zum Spot, um bereit zu sein, obwohl es der Wind noch nicht war.
Spotaufbau: Hinfahren mit gelbem Bus, Trailer aufsperren, Zelt aufbauen, Sandsäcke und Pumpen auf dem Teppich verteilen, kurz den grünen Teppich vorm Trailer fegen und die Plastestühle aufstellen. Während ich das tat, erblickte ich schon meine Schüler und zu meiner Überraschung waren es Daria und Jenny aus Parajuru. Sie begrüßten mich auch schon mit einem „Oh nein, nicht wieder bodydrag bitte.“, worauf ich entgegnete „Wir schauen mal, ob ihr es noch könnt.“ Hihi. Wird ein sehr einfaches erstes Event.
Hinzu kamen noch Marcel und Ioannis. Ioannis war schon nach kurzer Zeit mein ein und alles. Marcel war lieb und nett, aber auch seeeehr langsam.
Wir hatten gute Tage zusammen. Sind gefahren, auf dem Wasser und der Straße, in Ermangelung perfekten Windes. So waren wir auf Erice, am San Vito lo Capo und bei den heißen Quellen. Haben Eis gegessen, Theorie im Auto gelernt, Schafe gefilmt, die seelenruhig vor uns die Straße entlang trotteten und was über die Geschichte des Landes gelernt. Gekitet wurde natürlich auch und ich hoffe alle wiederzusehen. Selbst Marcel, dem ich beim Kiteaufbau die Leinen weggenommen habe, da mir das Auslegen zu lange dauerte. Gutes erstes Event.