4. Monat
01.02.-05.02.2018
Faulenzen in Buenos Aires. Die Stadt kenne ich mittlerweile ganz gut, und so geht es weiter mit ein paar Sehenswürdigkeiten und Kino.
Einzig erwähnenswert war mein McDonalds Besuch nach dem Kino. Ich wollte die Zeit zum Kochen im Hostel überbrücken - Fehler. 12 Minuten habe ich auf den gewartet… zwölf! Ein Cheeseburger. Meine Stimmung wechselte zwischen Amüsement, Hass und Rassismus.
Amüsement, weil es teils schon wieder komisch war, wie drei Jungs gleichzeitig und ohne jegliches Talent versucht haben das fertiggestellte Essen den Tablets zuzuordnen. Hass, weil ich selbst lange genug in dem Laden gearbeitet habe, um zu wissen, wie man diese einfache Arbeit erledigt und Rassismus... ist es eigentlich Rassismus, wenn man sich über arschlahme Südamerikaner aufregt? Ist es nicht das südländische Volk im Allgemeinen und nicht die Rasse? Wenn zum Beispiel die Argentinier im Norden Europas aufgewachsen wären, wären sie wahrscheinlich auch schneller. Ist es also die Rasse oder nicht eher der Ort der Herkunft?
Ich bekomme übrigens in fast jedem Dienstleistungsgeschäft einen solchen kleinen Kollaps. Unfassbar langsam.
Der Grund, schon oft diskutiert, ist doch die Herkunft. Europas Norden ist kalt. Schon früher hieß es Vorräte sammeln, durch Technik die Umwelt bekämpfen (was uns heute doppeldeutig perfekt gelingt) und das Leben angenehmer zu gestalten. Hat sich so in der Gesellschaft manifestiert und bis heute - mit Ausnahmen - so gehalten. Im Süden Europas ist man da schon entspannter, denn wenn der Winter mild ist und der Sommer lang, gibt es keinen Grund zu Hast und Eile. So auch bei den Argentiniern hier. Der Winter in Buenos Aires hat 20 Grad. Keine weiteren Fragen.
So ist dann also der Cheeseburger im Norden in drei Minuten fertig (oder liegt schon lauwarm bereit... brrr) oder halt in 12 Minuten im Süden.
Muss man sich deshalb aufregen? Wahrscheinlich nicht. Hab ich neue weiße Haare bekommen? Definitiv.
Dafür sind die 4 Empanadas für 4€ immer gleich schnell fertig. Nur mit dem Gedächtnis hat es mein Kellner dort nicht so. Fragte mich nun schon das zweite Mal, wo ich herkomme. Schmecken aber besser als der Cheeseburger bei Mcces und sind sicherlich auch viiieeell gesünder.
Mit dem Uber Fahrer hier unterhielt ich mich sogar fließend auf Stotter-spanisch gemixt mit Portugiesisch. Über Buenos Aires, Stadtplanung und SimCity Ähnlichkeiten. Die Suche nach Bildern im Netz half dabei auch den sprachlichen Problemen, denn zunächst verstand er nur Bahnhof. Oder Flughafen.
Dass er kein Deutsch sprach, war mir unverständlich. Immerhin kamen seine Großeltern beide aus Deutschland. Als ich mich nach seinen Arbeitszeiten erkundigte, hatten wir noch einen schönen Moment des Lachens, denn kurz darauf prüfte er sich im Spiegel auf Augenringe. 12 Stunden war er unterwegs, normal wären aber 8 Stunden. Zu den Fragen, ob er lieber Morgen-, Mittags- oder Nachtschichten macht, kam ich leider nicht mehr. Frage ich dann den nächsten Uberfahrer.
Wenn man Liebe, Herzlichkeit und lachende Menschen sehen mag und einen Flughafen in der Nähe hat, sollte man zum Ankunftsterminal gehen - lohnt sich.
06.02.-08.02.2018
Die Busfahrt von Buenos Aires nach Mendoza war von Filmen geprägt. Dieses Streamen über WiFi gefällt mir sehr. Sollten sie überall einführen.
Achso, ja. Landschaft gabs auch hin und wieder.
Positiv bei Nachtfahrten im Bus, dass die Schnarcher regelmäßig durch die Unebenheiten der Straße unterbrochen werden. So hat man mehr Chancen, selbst einzuschnarchen.
Am frühen Morgen war Mendoza dann in Sicht.
Das Hostel war recht weit vom Busbahnhof gelegen und dabei hatte ich schon das Nähere gebucht.
Sehr schön waren der Aufenthaltsraum und die Küche. Die Betten waren jedoch eher in einer Abstellkammer gelegen. Wenigstens war die Dusche warm, wenn auch der Griff brühend heiß. Die Abdeckung des Unterputzspülkastens stand neben dem Klo. So griff man also in die Wand (nicht ins Klo!) zum Spülen.
Die Stadtbesichtigung erfolgte ohne Handy. Ich dachte mir, dass das schon gehen würde.
Der Weg zum San Martin Park war schon spannend, der Rückweg toppte es dann noch.
Karten gab es zum Glück einige und Polizisten mit Smartphones ebenfalls. So war das Hostel irgendwann wieder in Sicht. Nicht mehr ohne Smartphone aus dem Haus.
Die Planung der nächsten Etappen erledigte ich vor Abreise noch und entdeckte einen interessanten Low-Budget-Blog eines irländischen Pärchens: theungracefulguide.com
Sie beschreiben ihre San Pedro de Atacama Tour und zumindest ähnlich werde ich sie auch erleben, aber dazu später mehr. Ebenfalls beschrieben ist der Amazonas von Bolivien aus. Alligatoren, ich komme!!!
Mendoza ist bekannt für den Wein und seine Verkostungen. Interessierte mich nicht die Traube, ergo ging es lieber zum eine Dreiviertelstunde entfernten Stausee nahe Potrerillos. Für diese weise Entscheidung wurde ich immens belohnt.
Zunächst jedoch saß ich neben einem, wie der translator mir mitteilte, Gefängniswärter. Ein Polizist war ebenfalls an Board und ich fragte mich, in welchem Film ich jetzt wieder steckte, und tatsächlich stieg der Gefängniswärter irgendwann auf halber Strecke aus und ich erkannte in weiter Ferne fünf Wachtürme und eine Menge Stacheldraht und Mauer.
Der Rio Mendoza ist zumindest entlang der Straße ziemlich trocken bzw. bis auf das Hinweisschild nicht zu entdecken. Die Anden sind in der Ferne sichtbar und es scheint, als ob die Ausläufer gerade mal 200 Meter betragen würden.
Die Aussicht auf den Stausee, umzingelt von Bergen, ist richtig schick.
Nun aber zur Belohnung: Zwei Argentinier erlaubten mir ihren 15er Naish kite für zwei Runden zu benutzen.
Ich war also auf dem Stausee kiten und es war herrlich! Das Grinsen, was sich durch Wind, Wasser und kite einstellte, blieb die Rückfahrt über bestehen.
08.02.-11.02.2018
Die Busfahrt nach Santiago de Chile ist absolut empfehlenswert. Die Busgesellschaft Cata International absolut nicht:
Teure Tickets, Geld wurde zusätzlich beim Gepäck einladen verlangt, Kondenswasser kam im Schwall auf die hinteren Sitze runter, kein Strom am USB Anschluss, überhaupt funktionierte die gesamte Elektronik nicht (vielleicht wegen des Wassers), dafür war der Fernseher für alle an und man konnte die Beschallung nicht runterdrehen. Dazu ging mittendrin nochmal einer mit einem Sammelbecher rum und beim Gepäckausladen wurde nochmal nach Geld gefragt und vergessen, dass ich beim Einladen mehr, sprich meine letzten argentinischen Pesos, abgegeben hatte. Nicht wieder. Boah, war ich sauer.
Die Fahrt hingegen: Grandios.
Gebirge an Gebirge, schneebedeckte Spitzen, dabei wüstenähnliche Landschaft und so viel zu sehen. Okay, Tiere gab es nicht.
Dafür einen Schokoladenfluss neben uns und weite Prärie: Wo ist mein Gaul und wo meine Kidneybohnen?
Zwischendurch hatte ich überlegt, ob es vielleicht noch cooler wäre, mit dem Zug zu fahren, doch endeten viele der Gleise recht unerwartet und sahen seit Jahren unbenutzt aus. War früher sicher eine aufregende Route.
Wäre der Bus nicht unbeirrt weitergefahren, hätte ich gern den in Plasteflaschen eingehüllten Jesus fotografiert.
Kurz vor der Grenze ging es leider durch einen Tunnel statt über den Pass. Das große Fressen setzte beim Anblick der chilenischen Fahne wieder ein. Der Grenzübergang an sich verdient eine Auszeichnung für Ineffizienz. Was für eine arschlahme Truppe. Wie bei McDonalds.
Einzig interessant war es, jedem Spürhund bei der Arbeit zuzusehen.
Kurz nach der Grenze änderte sich die Landschaft, was ich merkwürdig finde. Klar, die Berge sind geblieben, doch an den Hängen gibt es nun massig Kakteen und gelbes Gras, was nach Wüste aussieht. In Argentinien waren es doch eher einzelne Grasbüschel.
Auffällig bei den ersten Siedlungen sind die heruntergekommenen Hütten auf der einen und die Luxushäuser auf der anderen Straßenseite.
Ich erspähte auch ziemlich große Satellitenschüsseln und beim Bestaunen machte es dann klick. War nicht in Chile eines der Observatorien? SCC Chile Space bestätigte das Schild kurz danach.
In Santiago angekommen, ging das Kopfrechnen wieder los. Mensch! Denke! In Brasilien die Malfolge mit der 4 (eigentlich mit der 3,7 doch man schummelt wo man kann), in Argentinien dann die der 2 (22,5) und nun also die der 7 (740). Kein Wunder, wenn ich ständig durcheinander komme.
Im Hostel mit kaltem Wasser und breiten Betten erklärte eine Französin, dass Spanisch schwer zu erlernen sei. Das beruhigte mich ungemein. Immerhin hatte ich Spanisch gerade erst aufgegeben, und ihre Sprache liegt wesentlich näher am Spanischen als die Meine. Außerdem soll die Stadt Valparaiso an der Küste und nur eine Stunde dreißig entfernt ganz toll sein mit viel Kunst und Malerei.
Nach dem Abendessen führte die abendliche Erkundung der Stadt auf einen großen Platz mit guter Showeinlage von ein paar Schwuppen wie Jogi sagen würde. Dank hervorragend visueller Darstellung in Form von Tanz und Artikulation verstand ich trotz mangelnder Spanischkenntnisse die Witze und amüsierte mich gut. Nach meiner Entdeckung in der Masse der Zuschauer lehnte ich die Einladung nach Haus jedoch dankend ab.
Kurz vor der Nachtruhe dann noch Hygiene-Gedanken auf dem Klo: Wenn die Schüssel mit dem Kopfende so nah an die Wand gebaut wurde, dass man mit der Stirn dagegen lehnen kann, kommen zwei Fragen auf: Wie viele haben dies schon vor einem praktiziert und wie oft wird eigentlich diese Wand gereinigt?
Die andere Frage, die mir noch kam, frage ich irgendwann mal einen Toilettendesigner.
(Außerdem dient sie wunderbar als Rückmeldung, wer hier eigentlich noch liest ;-))
Der Tag in Santiago hatte drei wichtige Stationen: Cerro Lucia, Cerro San Christobal und Salvador Allende. Cerro Lucia ist eine Art Fels-Park inmitten der Stadt. Man klettert einige Stufen bis zur Aussichtsplattform und genießt den Blick. San Christobal ist ähnlich, etwas höher und hat auf der Spitze eine Maria-Statue. Überall stehen „silencio“-Schilder, die natürlich ignoriert werden. Hoch ging es übrigens mit der Seilbahn und ich merke immer wieder, dass mit dem Alter(?) die Höhenangst steigt. Früher hatte ich nichts dergleichen und mittlerweile muss ich sie aktiv bekämpfen. Ob Katastrophenfilme, eigene Fantasie oder der Mix daraus, wer weiß.
Zur Salvador-Allende-Statue bzw. dem Versuch, ein Foto mit voller chilenischer Flagge zu bekommen, kann ich nur schreiben: es ist schwierig. Der Wind will nicht immer, wie man will.
Der gelangweilte Wachmann daneben spielte zum Glück für alle nicht auch noch mit seiner Pistole herum. Seinen Knüppel hat er auf jeden Fall einmal fallen lassen und musste ihm auch noch hinterherlaufen, da er wegrollte. Da fühlt man sich auf jeden Fall gut aufgehoben.
Am Abend gab es beim Thai Express Champignon Suppe und ein super leckeres grünes Getränk mit teils Ananas(?) drin, dessen Namen ich mir leider nicht notiert habe. Grml.
Dieser Tag ist also Valparaiso gewidmet. Aber zunächst kurz meckern. Das Frühstück am Vortag war im Café gegenüber. Auf die Frage, ob Ei, Schinken oder Marmelade, fragte ich zurück: alle drei?! Nicht möglich, also Ei. Es war besser als erwartet, jedoch zu wenig, wie erwartet.
Heute also wird extra früh aufgestanden, damit das Ei und die zwei Stullen noch gut verspeist werden können, aber siehe da: geschlossen. Samstag macht das Café erst um 10 Uhr auf. Danke liebes Hostel für die Info. Grml.
Ergo am Busbahnhof heiße Croissants und Schokolade und ein Früchtebecher dazu. Eh viel besser.
Die Busfahrt war gut. Ich kann berichten, dass Chile aus Bergen und Weinfeldern besteht. Wahrscheinlich auch Pumas, müsste man nachschauen. Zumindest aber gibt es viele weidende Pferde und Kühe.
In Valparaiso ging es erst einmal unfreiwillig aber lohnenderweise über einen riesigen Markt. 500g Erdbeeren sowie 250g Heidelbeeren für jeweils 60 Cent waren erfreuliche Höhepunkte im sonst recht teuren Chile. Ach, tote Fische gab es auch in Massen.
Dann in den zwei notierten Vierteln herumgewandert. Ich fand es jetzt nicht ganz so prachtvoll wie angekündigt, doch gab es schon schöne Graffiti zu beschauen. Leider auch viel Geschmiere.
Den Abschluss machte für mich ein Avocado-Hühnchen-Burger. Göttlich.
Nach der Rückfahrt gab es noch einen Kinobesuch und dann ging es in die Heia.
11.02.-13.02.2018
Muss ich was zum Frühstück schreiben? Ich denke nicht, denn es war Sonntag und der Flieger nach Calama ging um 8 Uhr morgens.
Der Uber Fahrer, den ich mangels Sprachkenntnis nicht nach seinen geliebten Arbeitszeiten fragte, machte darauf aufmerksam, dass am Flughafen anscheinend Polizeikontrollen für Uber-Fahrer stattfanden. Wir fuhren also inkognito als Freunde zum Flughafen.
Nach gutem Flug stellte ich fest, dass man kein Geld wechseln konnte und war froh, im Endeffekt es noch bis nach San Pedro de Atacama geschafft zu haben, wo dann getauscht werden konnte.
Auf dem Weg hin wurde ein Hundefilm gezeigt. Wunderschön. Die Seele des Hundes überlebte mehrere Hundeleben und kam am Ende wieder zum Anfang zurück.
Recherche mit WiFi erbrachte: a dogâ˜s purpose von 2017.
San Pedro de Atacama ist mit 26 Grad erstaunlich heiß und wir haben Winter.
Ich habe glaub zu viel Sonnencreme verschenkt, aber es sind ja nur ein paar Tage.
Im Blog der Irländer stand, dass es ein Hostel für 7.50€ geben würde. Die waren wohl vor einer ganzen Weile hier. Günstigstes Hostel 16€/Nacht.
Mit dem Empfang unterhielt ich mich auf Deutsch. Er war wohl gesamt vier Jahre in Hamburg. Ein sehr angenehmes Hostel auf jeden Fall und der frühe Flug zahlte sich aus, da ich nichts vorgebucht hatte und nach mir etliche Weitere anfragten. Die Stadt ist völlig überlaufen.
Am Abend gab es noch fix den Radcheck für den Trip durch die Wüste am nächsten Morgen, und dann ging es in die Heia nach leckeren gebratenen Nudeln mit Thunfisch.
Der Wecker geht um 6, Dusche, Frühstück und los.
Der Mann an der Ausleihe sagte noch: „In die Richtung geht es schneller zum Tal“, aber man(n) hört natürlich lieber auf seine Karte.
Am Fluss stoppte ich dann mitsamt aufgelesenem Hund und fluchte auf maps.me. Wahrscheinlich kommt man im Sommer auch einfach so lang, doch aktuell nicht. Überlege zurück zu fahren, beginne aber natürlich die Flussüberquerung barfuß. Erst ohne Gepäck. Testlauf. Passt. Der Hund läuft unterdessen winselnd am Ufer entlang und traut sich tatsächlich bei meiner zweiten Überquerung ins Wasser.
Auf der anderen Seite schütteln wir uns und stellen fest, einen Platten zu haben. Wie auch immer das passiert ist. Also kurzer Schlauchwechsel (nochmal darf das nicht passieren) und weiter.
Der Versuch, meine tierische Begleitung abzuhängen, gelingt erst nach der Eingangskontrolle, wo wir leider zu spät für freien Eintritt gemäß Blog der Irländer ankommen. Ich denke mir, dass er ohne Wasser und Futter später Probleme haben wird und bin froh, ihn zurücklaufen zu sehen.
Die erste Station war eine Salzhöhle, bei der ich mir mal wieder wünschte kleiner zu sein. Teils in horizontaler Lage wurde sie gemeistert.
Draußen kurz Essenspause und natürlich hatte ein Franzosenpärchen meinen Hund wieder mitgebracht. Gab dann zumindest Wasser und weiter folgte er dann auch nicht.
Die mit Hinweisschildern angekündigten Steigungen waren nicht schön. Überhaupt ist das ja das Tal des Mondes: Welcher Idiot fährt mit einem Fahrrad auf dem Mond rum?
Mein wunder Hintern quälte sich von einer „Attraktion“ zur Nächsten. Ein paar Dünen, Salzwüste, salzbedeckte Berge und noch mehr Dünen - das ist das Valle de Luna.
Auf der Rückfahrt passierte noch irgendwas mit dem Hinterrad. Konnte nicht genau ermitteln was, doch ich denke, es war die Achse. Jedenfalls schleifte und eierte das Rad nun auch noch. Die Rückfahrt war lang, sehr lang, obwohl zeitlich wesentlich kürzer.
Ich war so froh, wieder gehen zu dürfen, und genoss die Dusche im Hostel sehr.
Die Fahrt nach Calama war entspannt, die dortige Unterkunft gut und bequem.
13.02.-15.02.2018
Die Buscompany Trans Salvador war teuer und unpünktlich. Wifi und Steckdose existieren auch nur als Aufkleber an der Außenseite des Busses.
Durch die Wüste ging es Richtung Berge nach Bolivien. Scheinbar fuhren wir sogar durch Steinbrüche. Als ich zwischendurch einpennte, träumte ich von meinen Abenteuern im Amazonas und wie ich versuchte aus dem Wasser, an Land und schließlich auf Bäumen den Alligatoren zu entkommen. Wie schnell sind die eigentlich an Land und ist das bei meiner grausamen Kondition überhaupt von Bedeutung?!
Draußen gab es nur Lamas und Flamingos vor herrlicher See- und Bergkulisse. An dieser Stelle sei um Verzeihung gebeten für die unscharfen Fotos aus dem Bus heraus. Sind hier nicht gerade neu gebaute deutsche Autobahnen.
An der chilenischen Grenze angekommen, verfuhr sich unser Busfahrer im Minidorf gleich drei Mal. Für das Geld bekommste Qualität, ne.
Die arschlahme Truppe ist bei Ausreise die gleiche - logisch.
Auf bolivianischer Seite dann ein kurzes Warten und es tritt ein: ein älterer Herr mit Interpol-Mütze. Ich versuche kurz über den Sinn oder die Wortbedeutung von Interpol zu grübeln, werde jedoch unterbrochen durch Knall, Knall, „Proximo“. Mein Herz schlägt höher, ein Mann nach meinem Geschmack. So bekomme auch ich fix zwei Stempel und kann weiterziehen. Bolivien, ick mag dir.
Die Straßen mag ich dann eher weniger. 13 Uhr sind wir los, 19 Uhr sollten wir in Uyuni ankommen und 24 Uhr waren wir da. Es sind Sandstraßen mit einigen Schlaglöchern und wir fuhren die letzten 5 Stunden mit 20 km/h.
Nachdem die Hostelbesitzer wachgeklopft waren, ging es völlig fertig ins - arschkalte - Zimmer.
Uyuni besteht aus überschwemmten Sandstraßen, Lehmbauten, Touristenlokalen und Müll. Von Touren nichts haltend, ging es zu Fuß zur ersten Attraktion: der Zugfriedhof. Den Gleisen folgend, wie im Irländer-Blog beschrieben, sah man schon aus der Ferne den Haufen Metallmüll, doch kam der Charme dann erst in einer Fotosession durch. Rumklettern konnte man auf den Zügen auch und neben alten Loks gab es auch die dazugehörigen Kohlewagen. Wieder einmal vermisste ich meine Kidneybohnenpfanne. So ein Terence Hill ähnliches Foto an der Lok stehend wie in „Mein Name ist Nobody“ wäre schon was.
Träum.
Der Rückweg brachte erschreckend viel Realität. Hunde gab es bisher in allen Städten ausreichend, doch inmitten der Plasteberge Hundekadaver, erkennbar am Fellumriss, zu sehen, ist schon eine Kategorie für sich.
So sparte ich es mir an den folgenden Ständen auch, Lama zu kosten. Später vielleicht, wenn ich die Hunde verdaut habe. Sprache ist schon was Perverses.
Nachdem der Bus nach Sucre sehr günstig (7,50€ für 7h) gebucht war, wurde die erste Tour der Reise geplant. Es sollte zum Salar de Uyuni gehen - laut Irländer-Blog die größte Salzwüste der Welt.
Zunächst ging es aber nochmal zum Zugfriedhof. Laaangweilig.
Dann zu irgendwelchen Verkaufsständen. Laaaaangweilig.
Zum Salzhotel...laaan...und dann...ins Wasser. Was ist denn hier passiert.
Normalerweise wohl eine Wüste, war sie heute wohl leicht überschwemmt. Durch fuhren wir trotzdem, wie auch ca. 70 andere 4x4 Jeeps. Bis zu einer weiteren Attraktion: dem Monument der vielen Flaggen verschiedener Nationen. Wow.
Der einzige Gedanke, der mich auf der 11 km/h Tour beschäftigte, war: Finnen ab und man könnte hier so elegant Flachwasserkiten. Berufskrankheit, nehme ich an.
Weiterer kurzer Höhepunkt: Am Dakar-Rennen Monument, an dem wir für Fotos hielten, ließen sich zwei Brasilianer(innen) mit entblößtem Hintern fotografieren. Herrlich.
Auf dem Rückweg mit Abendhimmel (die Tour ging 5h!) konnte man dann noch erahnen, wie sich die Spiegelungen und Wüste an einem anderen Tag gestaltet hätten.
Zurück ins kalte Hostel in der Hoffnung, morgen in Sucre ein wärmeres Zimmer vorzufinden oder wenigstens eine warme Dusche.
15.02.2018
Aufgewacht um 8 Uhr und das Thermometer zeigt 2 Grad. Ja, bin ich hier in Deutschland?! In Sucre sollen es schon 4 Grad sein. Geht doch.
Die E-Mails zum KBC Sizilien und Holland sind raus. Jetzt heißt es abwarten.
Die Dörfer entlang der asphaltieren Straße bestehen aus Lehmbauten und sehen sehr rustikal aus. Die Hütten haben Wellblechdächer und sind mit Steinen beschwert.
Wir schlängeln uns durch die gras- und kakteenbedeckten grünen Berge und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich hier Bilder aus Indianerfilmen oder der Unendlichen Geschichte sehe.
Die Stadt Potosi besteht aus Rohbauten. Kein Putz schmückt/schützt hier die Häuser. Roter Backstein dominiert.
Die Strecke Potosi - Sucre ist unbeschreiblich schön. Ich verliebe mich in die Berge und das Flachland davor. Grün und nicht allzu hoch, dafür mit Steinlinien getrennt. Kleine Gehöfte mit Steinmauern grenzen das idyllische Bild ab und ich kann mir gut vorstellen, hier meinen Lebensabend zu verbringen: mit Standleitung versteht sich.
Das Lehmrot mit kleinen Büschen erstreckt sich noch auf die nächsten Kilometer und die Serpentinen mit dem Motorrad zu nehmen hätte sicherlich auch was. Ich kann mir gut vorstellen, dass etliche Hollywood-Filme Boliviens Berge beinhalten - nicht nur Tomb Raider. Dazwischen könnte man sicherlich auch Maya-Ruinen oder sowas finden. Meine Fantasie geht mit mir durch, was vielleicht aber auch an den Höhenmetern liegen könnte. Mittlerweile sind wir auf 3.900 Metern angekommen.
Nach einer kurzen Pause beginnt die Passfahrt für die letzten 100km nach Sucre. Die Berge bringen den alten Mann den Tränen nahe. Vorn sehe ich in der Reflektion der Trennscheibe zum Fahrerhaus eine alte Bolivianerin sitzen. Sie wacht in einer Kurve kurz auf, blickt kurz hinaus und schläft gelangweilt weiter.
Meine Augen können sich nicht sattsehen an blühenden Kakteen, säugenden Zicken wie im Streichelzoo daheim und den Farben braun und grün.
Dazwischen zerfällt eine verlassene Prunkvilla im Dschungel.
Meine Fantasie lässt mich mittlerweile als Schmugglerpilot anheuern. Unter dem Radar durch die Schluchten Boliviens fliegen. Welch ein Leben - meine Eltern wären begeistert.
Die Fahrt nach Sucre endet unschön mit dem verspäteten Aufsuchen einer Toilette. Nie wieder Bus ohne Toilette.
16.02.-18.02.2018
Sucre ist die Hauptstadt und lebt vom Tourismus mit Dinosauriern. Selbst einige Friseurstühle sind als Dinosaurier gestaltet. Die Hauptattraktion ist allerdings ein Dinosaurierpark außerhalb der Stadt. Der Dinosaurierpark innerhalb der Stadt ist ein Spielplatz. Konnte bei der Ergänzung „infantil“ auf der Karte ja keiner ahnen.
Der Park außerhalb ist dafür kleiner, und es finden nur wenige Dinosauriermodelle ihren Platz. Ein „Collectivo“ (kleiner Bus) war die Wahl dorthin. Man stand an der Straße und wartete aufs Richtige (0,25€/Fahrt). Ich kaufe ein „H“ oder eine „4“ und möchte zum Park. Hier gibt es also diese Wand zu bestaunen. Auf dieser kann man die Fußabdrücke verschiedener Dinosaurier sehen. Früher war die Wand mal ein Boden, doch wurde dieser durch die Plattenverschiebung, so erklärt es ein englisch sprechender Touristenführer, in die Senkrechte befördert. Immerhin gibt es einen T-Rex und einen Brontosaurus fürs Fotoshooting, und für die Kleinen gibt es Knochen auszubuddeln.
Was bietet Sucre noch? Günstige Spielmaschinen (Airhockey und Let‘s dance) und einen Eifelturm. Wahnsinn.
Was ich noch interessant fand, waren die Eingänge zu verschiedenen Schulen. Nicht mit eigenen abgegrenzten Gebäuden, sondern hinter normalen Hauseingängen entlang der schmalen Straßen versteckt.
Das wars dann aber auch.
Oh, und es hagelte am letzten Tag. Jap, Hagel.
Ein Busticket allein reicht übrigens in Bolivien nicht. Man muss zudem den Eintritt von der Busstation zu den Bussen bezahlen.
Die Fahrt nach La Paz war grausam kalt. Ich stelle mir vor in einem Trabbi (oder Golf 2) zu sitzen, im Winter, mit einem T-Shirt bekleidet und ausgefallener Heizung. Decken gab es natürlich nicht zu kaufen. Warum auch.
Dafür gab es eine Toilette, die nicht funktionierte. Beste Busfahrt überhaupt.
19.02.2018
La Paz liegt auf 4.800 Metern Höhe und ich bemerkte dies sofort. Schon in Sucre fiel das Atmen schwer, doch hier setzte die Schnappatmung ein.
Sehr erfreut war ich über die Nähe des Hostels, das gute Frühstück und die heiße Dusche!
La Paz ist hässlich. Große Stadt mit massig Märkten und offenen Ständen in den Straßen und nur von oben schön. Keine Ahnung, wie sie die Kabeltram der Österreicher finanziert haben, aber mit ihr ist es möglich, die Armut zu überfliegen.
Findet man ein spezielles Geschäft, so gibt es daneben gleich zehn weitere. Sprich, ein Friseur teilt sich die Straße mit neun anderen. Sieht man einen Metzger, weiß man, es gibt hier zehn davon. Findet man eine öffentliche Toilette… ich denke, das System ist klar.
Die Tram bei Nacht ist übrigens auch empfehlenswert. Beleuchtete Armut ist halt schöner als nur Armut.
20.02.-21.02.2018
Es geht nach Rurrenabaque. Gemäß Irländer-Blog zur Busstation, doch es war die falsche. Nicht weiter schlimm. Der Bus hingegen sah schon mal gut aus. Ich wusste, es würde entlang der „Death Road“ zum Dschungel gehen, welche mit einspurig, eng und steilem Abgrund beschrieben wurde. Der Bus hatte entsprechend verputzte Stellen, geklebte Außenspiegel und selbst der Innenbereich machte mit Tesa geklebten Sitzlehnen auf die Strecke aufmerksam.
Statt 15:30 Uhr ging es 16:45 Uhr los. Unser Busfahrer hatte es eilig und überholte kaum aus der Stadt an den ersten Serpentinen angekommen erstmal zwei Busse. Da wir das Pech hatten, auf Schmuggelgüter kontrolliert zu werden, überholten diese uns, was er natürlich nicht auf sich sitzen ließ. Dass in einer Kurve massig Leute standen, die ihr Gepäck aus dem LKW retteten, der 20 Meter unterhalb des Hanges lag und die Kurve anscheinend nicht bekommen hatte, störte dabei nicht. Jede Kurve bietet eine mögliche Überholchance.
Ein zweiter Unfall spielte sich zwischen einem 4x4 ab, der kaum noch zu identifizieren war, und einem Bus, dessen Fahrer versuchte, die Stoßstange wieder gerade zu bekommen. Zumindest frontal scheinen wir sicher.
Zeitweise saß ich aufrecht im Bus. Bolivianer haben keine Lust aufs Leben.
Ich fragte mich aber auch, wie bei solch heruntergekommenen Häusern und Straßen in den Städten es hier solch gut ausgebauten Straßen geben kann. Später erklärte mir jemand, dass diese entweder Venezuela (in besseren Zeiten) oder China finanziert haben.
Unfall Nummer drei geschah spät in der Nacht und schien ordentlich, denn wir standen ewig. Es war 22 Uhr, als ich mich zur Nachtruhe begab.
1 Uhr nachts standen wir immer noch und ich wunderte mich über einen mit Rauchgranaten bewaffneten Polizisten.
7 Uhr morgens erfuhr ich dann: Kein Unfall. Bolivianische Coca Bauern (eine von vielen Theorien, die ich hörte) blockierten mit gefällten Bäumen und mit Dynamit gesprengten Felsbrocken die Straße. Es sollte wohl ein Protest gegen irgendwas sein. Wie geschrieben gibt es wohl Süd-Bauern und Nord-Bauern und die im Süden werden aufs gleiche Produkt stärker besteuert und protestieren dagegen im Nordteil.
Ein Spanier klärte mich darüber auf.
Für mich einfach nur Vollidioten ohne Hirn, die ihr Land zerstören. Der arrogante Europäer.
Versuche, mit Autos durchzukommen, wurden mit Warnschüssen und Sprengungen gekontert.
Die Polizei hat dann mit Brandgeschossen und Tränengas ihr übriges getan und unter Polizeischutz ging es weiter. Als ich ein Foto machen wollte, wurde ich vom Spanier darauf aufmerksam gemacht, dass das nicht erlaubt ist. Kein Problem. Hab schon eins gemacht: mit Blumenmotiv im Vordergrund.
Kurz danach stoppten wir erneut und anscheinend brauchten sie vorn
Hilfe. Also raus mit Igor, meinem serbischen Spanier, und helfen. Pustekuchen. Ich dachte, es ging darum, Bäume und Felsbrocken von der Straße zu räumen, aber nein. Ein paar Idioten wollten Fangen spielen.
Habe dann das erste Mal in meinem Leben Dank klasse Windrichtung Tränengas eingeatmet. Nicht zu empfehlen.
Wir konnten vielleicht 100 Meter fahren, dann ging das Ganze wieder von vorn los. Wieder Frage nach Hilfe und diesmal haben zumindest Igor und ich Teile weggeräumt, während die Bolivianer Schaulustige der Polizeiaktion waren oder wieder Fangen spielten.
Sie machen ihr Land kaputt und wir geben EU-Aufbauhilfe.
Mein Wasser war alle. Zum Glück gab es kleine Häuser am Straßenrand, die gern Getränke verkauften. Der Mann verlangte nur 10 Bs (1,25€/2,5l). Ich hätte locker das Doppelte bei der Schlange an Interessenten verlangt. Wir waren eine Kolonne von sicher 20 Bussen und einigen LKWs. Wir warten hier seit 14 Stunden. Die Polizei jagt mittlerweile in voller Montur die Berge hoch. Respekt.
Ich tagträume vom Scharfschützengewehr auf dem Dach des Busses.
Sie brennen den Busch am Hang ab und gegen 15 Uhr nach nur 17 Stunden (die eigentliche Busfahrt sollte 18 Stunden dauern) geht es weiter.
Später in den Nachrichten heißt es, die Polizei hat vier Buben erwischt, musste aber alle laufen lassen, da man schlecht nachweisen kann, wer nun sprengte. Mit Scharfschützengewehr wäre das nicht passiert.
Die Todesstraße. Die Bilder werden leider die Tiefe nicht wiedergeben können, also fährt am besten jeder für sich da mal am Abgrund entlang. Hat es in sich.
Trotz des gelegentlichen Schreckens, wenn unser Busfahrer gefühlt zu schnell um die schlammgespülte Kurve fährt, ist die Aussicht auf die gegenüberliegenden Berge atemberaubend. Vereinzelt erkennt man zwischen dem massigen Baumbewuchs sogar kleine Hütten mit Feldern. Ob die wohl mal in die Stadt kommen oder dort in ihrer abgeschiedenen Idylle unabhängig leben?
Gegen 19 Uhr gehen die Augen zu, Pausen scheint der Busfahrer eh keine mehr machen zu wollen.
Um 23:15 Uhr werde ich von Igor geweckt - wir sind da. Wie ich später von Alejandro erfahre, kam deren Bus erst 3:30 Uhr an. Wir sind nach der Polizeiaktion gleichzeitig gestartet. Unser Busfahrer ist verrückter Busfahrer des Monats.
An der Busstation warten TukTuks. Echte ägyptische TukTuks. Ab ins Hostel und in die Heia.
22.02.2018
In Rurrenabaque wird die Tour für die Pampa gebucht. Unterschied Dschungel und Pampa: Pampa ist Savanne mit Alligatoren, Schlangen und rosa Delphinen. Dschungel ist Wald.
Die Stadt lebt vom Tourismus wie schon Uyuni, San Pedro, etc. zuvor. Einziger Unterschied ist die Bergkulisse, die sich um das Dorf spannt. Nur zu einer Seite offen, und dort durch einen Seitenarm des Amazonas begrenzt. Der allerdings gut 300 Meter breit ist.
Mit den Spaniern Alejandro und Igor geht es nach Buchung der Pampa-Tour ins Fischrestaurant, und neben dem guten Essen ist die ihr Baby stillende Kassiererin erwähnenswert. Andere Länder usw.
Alejandro ist als Arzt in Non-Profit-Organisations herumgekommen und hat sich in Kolumbien in seine jetzige Frau und in Bolivien ins Land verliebt. Auf seinen Ländereien hier entstand auch sein bolivianischer Sohn. Uns half er super aus. Auch eine Flusstour entlang des Seitenarms genossen wir mit ihm. Ich hatte einen Papagei auf dem Arm, spielte mit einem kleinen Nasenbär, half bei der Zuckerpresse mit Muskelkraft (und bezahlte anschließend extra für dieses Vergnügen) und lutschte Kakaobohnen.
Bei der anschließenden Heimfahrt auf dem Fluss mit Sonnenuntergang festigte sich der Gedanke, den Lebensabend in südlichen, günstigen und unglaublich schönen Gefilden zu verbringen.
23.02.-25.02.2018
7 Uhr geht der Wecker. Das Frühstück lässt trotz Vorabendkündigung auf sich warten. Ich hasse es, zu spät zu sein. Endlich im Touribüro angekommen müssen wir noch auf weitere Teilnehmer warten, doch das ist egal. Ich bin da.
Die Straße nach Santa Rosa, der Anlegestelle für die Pampa-Boote, ist schlammig-sandig. Ich mache den Anfängerfehler und suche in den Tümpeln entlang der Straße schon nach Alligatoren. Später weiß ich es besser.
Viele Kühe gibt es zu sehen, aber nicht unsere, sondern solche mit spitzen, gebogenen Hörnern. Dazu diese weißen Vögel, die es immer in den Tierfilmen der Savanne zu sehen gibt. Geier kauen an einem Wombat-ähnlichen Tierkadaver. Ein Jochi Pintado.
Es gibt kurz Mittag in einem Restaurant mit leckerem Reis und Milchreis-Mais-irgendwas Gemisch. Dazu natürlich Huhn.
An der Anlegestelle angekommen sieht man wiederum den Massentourismus. Die einen kommen zurück von ihrer Tour, die anderen (wir) warten darauf, starten zu können.
Da das eine Weile dauert, besuche ich das lokale Örtchen. Ich habe nie verstanden, warum manche Männer zum Pinkeln lieber in die Kabinen statt zum Pissoir gehen. Hier verstehe ich es: Das Pissoir gehört einem Schwarm Wespen.
Bei der Bootsfahrt zu unserer Unterkunft sahen wir schon die rosa Delphine, Äffchen, Schildkröten, Kormorane und andere Vögel.
Auf dem Weg über Stege zur Unterkunft dann der Hinweis, mal ins Wasser zu schauen. Alligatoren. Mein lieber Herr Gesangsverein. Einen knappen Meter unter uns und zahlreich vertreten.
Bei der Essenshütte wartet Pepe. Laut Alex, unserm Führer, ein 5 Meter langes Viech. Ich tippe eher auf 3,50 Meter, maximal 4 Meter, stattlich ist der dennoch.
Die wahre Gefahr geht hier allerdings von den Moskitos aus. Richtig clever haben die Jungs die Hütten geschützt: Die Fenster haben Moskitonetze, die Übergänge zum Dach jedoch nicht.
Vorm Abendbrot ging es nochmal mit den Booten los, um den Sonnenuntergang zu bestaunen. Der war jetzt nicht besser als zum Beispiel auf Sizilien, dafür trafen wir weitere Spanier der Busfahrt, und auf dem Weg zum Klo gab es einen weiteren Alligator.
Auf dem Rückweg sollten wir das Wasser nach den Reflexionen der Alligatoraugen ableuchten, bis auf Moskitos fanden wir aber nichts.
Am nächsten Morgen ging es zur Anacondasuche. Grml. Ich fand eine Schlangenhaut - das wars. Die andere Gruppe fand eine große Anaconda, wir fanden nur Moskitos. Überhaupt sind Moskitos und Sonne die Dinge, an denen man in der Pampa am ehesten stirbt.
Zurück im Camp musste Alex für mich ins Wasser springen. Ich wollte die Auswirkung auf die sich kaum bewegenden Alligatoren beobachten. Die kleineren Kaimane bewegten sich sogar von ihm weg. Jedoch gab es aufgeregte Rufe aus Richtung Küche und tatsächlich hatte sich Pepe endlich mal vom Fleck bewegt. Da Alex sich nicht mehr bewegte, blieb Pepe drei Meter vor ihm in Lauerstellung. Zu seinem Glück war ein deutsches Mädel zu clever zum Laufen und verlor ihren Flipflop. Pepe drehte sich sofort um und machte sich unter den begeisterten Rufen der Zuschauer auf den Weg zum Flipflop. Ich erwartete, dass es nun mit diesem vorbei war, andere betrachteten es mehr als „Hund holt Schuh“, aber im Endeffekt stieß er kurz an den Flipflop und bewegte sich dann enttäuscht zurück Richtung Küche, wobei er nochmal einen Pfeiler rammte.
Zusammenfassung: Reagieren nur auf Bewegung im Wasser, sehen und hören schlecht, und sind strohdoof.
Später machten wir uns auf zum Piranhafischen. Alex bereitete die Schnüre vor und legte Fleisch bereit. Wir versuchten unser Bestes, doch die Viecher sind echt clever. Knabbern rund um den Haken alles ab. Alex erwischte dann irgendwann einen und Bolivien führte mit einem. Igor legte für Spanien gleich mit dreien nach, nur Irland und Brasilien gingen komplett leer aus. Ich hatte zu einem Zeitpunkt, bei dem ich es nicht mehr erwartete und mich mit der Fischfütterung abgefunden hatte, einen kräftigen Zug an der Schnur und versuchte gegenzuhalten. Bewegung kam ins Boot, als ich gegenhielt und dann doch los ließ, als ich zu meinem Entsetzen feststellte, was ich dort am Fangen war: einer der rosa Delphine hatte sich ausgerechnet meinen - so vermuteten wir - Piranha ausgesucht. Die typische Nahrungskette. Während alle noch fragten, ob es mir gut ginge, dachte ich nur an den armen Delphin.
Der Haken war noch an meiner Schnur, also geht es ihm hoffentlich gut. Danach schmiss ich mein Fleisch nur noch so über Bord.
Trotzdem ein sehr schöner Tag mit vielen Moskitos und Piranhakostung beim Abendbrot. Übrigens war das Essen das Highlight der Tour. Schon lange nicht mehr so ausgiebig und gut gegessen. Ach, und Kuchen gab es auch, da wir zwei Geburtstagskinder hatten.
Der Abend endete mit einem Sieg im Billard. Dank Fehler Irlands.
Am dritten Tag sind wir zum Delphinschwimmen aufgebrochen. Es dauerte eine Weile, bevor wir wache Delphine fanden, die Bock hatten, die Illusion aufrechtzuerhalten, mit ihnen schwimmen zu können. Ich hatte vorher schon gelesen, dass diese die Schwimmer ignorieren, und beschlossen, nicht ins Alligator-Piranha-Becken zu springen, tat es dann aber doch.
Ja, die Delphine ignorieren einen.
Es gab zurück im Lager noch einmal lecker Essen und wir fütterten Pepe noch kurz mit Resten. Verhältnismäßig unspektakulär.
Dann kam es zum Auf- und Wolkenbruch. Endlich wurde das Regencape eingeweiht. Auf der letzten Fahrt sahen wir noch einmal Schildkröten, Brüllaffen, Kormorane und andere Vögel, und so sehr ich die letzten Tage mochte, so erfreut war ich doch auch, die Moskitos hinter mir lassen zu können.
Auf der Fahrt von Santa Rosa nach Rurrenabaque schaute Igor vergeblich nach Alligatoren. Diese Lektion habe ich gelernt: Alligatoren gibt es nur in der Nähe von Menschen beziehungsweise Essensresten. Außerhalb der Lager haben wir nur einen kleinen Kaiman gesehen.
In Rurrenabaque fiel mir erneut die Wahnsinnsbergkulisse auf. Der Ausflug hierher lohnt auf jeden Fall.
Der Busfahrer nach La Paz kam dem vom Hinweg gleich. Statt normal 18, überdurchschnittlich 30, waren wir diesmal nur 12 Stunden unterwegs. Die spinnen, die Bolivianer.
26.02.-27.02.2018
Willkommen zurück im kalten und für meine Lunge ungeeignet hoch gelegenen La Paz.
Das Hostel empfing warm und bekannt. Die vergessenen Kopfhörer warteten an der Rezeption.
Die Dusche war heiß und im TV lief Batman The Dark Knight auf Spanisch. Grausam.
Zwischendurch ging ich nur kurz zur Essensbeschaffung vor die Tür. Es gab lecker Brot und die Suche nach einem Hamburger. Doch es hatten nur Restaurants mit Huhn und Reis geöffnet. Nicht schon wieder.
Eine Gruppe kichernder Schulmädchen zeigte mir den Weg, doch gab es am Ende nur das schon erwähnte Huhn. Ein paar Polizisten waren da schon besser, und ich fand eine lokale Küche mit der Notiz „Hamburguesa“ auf der Tafel. Ich fragte in meinem perfekten Spanisch nach „Hamburguesa con patatas fritas para llevar por favor“ und bekam eine Menge Fragen zurück, die uns nicht wirklich weiter brachten. Doch sie sagte irgendwann „Si, si“ und verschwand in der Küche. Guter Dinge setzte ich mich und als sie schließlich vor mir stand, bekam ich einen spontanen Lachanfall. Sie stand also vor mir mit einer Plastetüte, in der sich das Pallet und fünf gekochte Kartoffeln befanden. Ich bezahlte fix und verschwand mit meiner Beute.
Im Hostel packte ich dann das Pallet in mein Brot und hatte einen selbstgemachten Hamburger. War besser als erwartet und total gesund.
Am folgenden Tag ging es „noch fix“ zum Valle de Luna. Mal wieder.
Ich hatte den Bus nach Copacabana schon für 14 Uhr bestellt und mich ein wenig verschätzt, wie lang so eine Fahrt durch die Innenstadt von La Paz dauern kann.
Ergo jeweils 45 Minuten hin- und zurück plus Aufenthalt von ebenfalls 45 Minuten. Es gab vor Ort zwei Wege im Valle de Luna zu erkunden: den einen mit 15 und den anderen mit 45 Minuten ausgeschildert. Ich machte beide und versicherte einer Rentnertruppe auf dem längeren Weg dabei noch, dass wir jungen Spunde auch Probleme mit der Atmung haben würden und sie waren glücklich, das zu hören.
Trotz Essen- und Gepäckholens klappte alles. Ich setzte mich zufrieden 13:55 Uhr in den Bus, nur um sofort die Schilder „no eating or drinking on the bus“ zu lesen. Also wieder raus aus dem Bus. Der Busfahrer kam, setzte sich rein, nickte mir aber auf meinen fragenden Blick zu und sagte „zwei Minuten noch“. Keine zwanzig Sekunden, nachdem er das zu mir sagte, schmiss er die Zündung an und ich sprang hinein.
Ein komischer Verein.
Als wir am Titicacasee ankommen, müssen wir aussteigen, da die Überquerung per Fähre stattfindet. Hatte ich natürlich alles vorher schon gelesen und war bestens vorbereitet. Der Bus fährt auf so einem Minikahn getrennt von uns. Wir Menschen sind zuerst rüber und eine dieser bolivianischen alten Mütterchen, die man überall auf der Straße in ihren bunten Kleidern sieht, brauchte Hilfe mit ihrem Bündel. Dieses Bündel wog mehr als mein Rucksack und der hat teils 20kg. Das Mütterchen buckelt das Ding die Wege entlang und ich hab einen Heidenrespekt!
In Copacabana angekommen fährt der Bus eine merkwürdige Schleife und während ich grüble, tritt die Erkenntnis in Form eines Hotelangestellten vor uns und bewirbt sein Hotel. Sowas hatte ich auch noch nicht. Immerhin wirkt es und die Hälfte der Busgesellschaft (übrigens das erste Mal zu 90% Touristen) steigt aus und ab.
Ab vom Schuss aber mit guten Bewertungen geht es nach langem Tag in die Heia.
28.02.2018
Die Isla de Sol ist neben der Isla de Luna eine der Attraktionen des Titicacasees. Man fährt gefühlt ewig (1.30h) hin und besucht zunächst das fantastische Klo. Wofür die 2 Bs statt des üblichen 1 Bs sind, weiß ich nicht. Keine Klospülung, kein Wasser am Waschbecken und Trennwände über die zumindest ich hinwegschauen kann und muss, sind wohl der Grund.
Die Treppenstufen in Inka-Manier sind dann der nächste Schock. Immer noch auf 4.000 Höhenmetern bekommt auf dem Weg nach oben der (von mir abgewandelte) Ausspruch aus Dirty Dancing eine neue Bedeutung: Mein Atembereich, dein Atembereich. Klau mir bloß keine Luft!
Außer ein paar Restaurants, einigen Hostels(!) und zwei Kirchen gibt es hier kaum etwas. Auf den Stufen begegnen einem wiederum leicht beschwingten Fußes die Mütterchen. Ich bin so alt.
Bis zum Aussichtspunkt ist es dann doch zu schaffen und man wird zumindest gut belohnt. Auf dem Weg dahin sah ich ein Fußballfeld. Mir stockte der Atem.
Völlig überraschend traf man die Irländerinnen vom Pampa-Alligatoren-Camp. Sie erzählen auf meine ironische Bemerkung, sie könnten ja noch zur Nordspitze der Insel wandern (10 km), dass der Weg aktuell auf Grund von Protesten gesperrt ist - oh wie schade.
So bleibt nichts übrig, als den Heimweg anzutreten und die Bootsfahrt heim zu genießen.
Morgen geht es nach Cusco, Peru.
Machu Picchu; ich komme.