4. Monat
04.01.-09.01.2018
Mein neuer Lieblingsbus stand also Stunden vor dem Grenzübergang. An einem Punkt sind alle, samt Einkäufen, ausgestiegen und ich hatte vorher gelesen, dass es gern mal passieren kann, dass der Bus ohne einen abfährt, wenn man zu lange bei der Kontrolle braucht.
Wie üblich gab es Schilder mit Einfuhrverboten und ich Blödmann hielt mich auch noch dran und warf meine gekauften Kiwis weg.
Das Fließband nahm mein Gepäck auf und führte es durch den Scanner. Die ganze Aktion war ein Witz, denn am Monitor saß niemand.
Die Beamten machten gelangweilt ihre Stempel und ich beeilte mich wieder in den Bus zu kommen. Ein paar sehr kleine, ich nehme an einem bestimmten Einwohnerstamm angehörigen, Frauen waren sitzen geblieben und mussten anscheinend nicht kontrolliert werden. Dafür stillten sie die Babies. So hat jeder seinen Part.
Auf argentinischer Seite angekommen war auf einmal alles...ähnlich. Vielleicht „indianischer“, wenn es sowas überhaupt gibt und daran hat eher mein verqueres Hirn als Tatsachen Schuld. Der Ort heißt Puerto de Iguazu und ich mache ein Pueblo draus. Die Frauen im Bus sahen wie kleine Indianerinnen aus, ich verstehe die Sprache nicht (eindeutiges Indiz!) und wenn ich mich sehr anstrenge, schaffe ich es sogar mir den passenden Schmuck zurecht zu denken.
Aus dem Bus raus und zu meinem Hostel, was es verplant hatte mich einzuplanen. Zum Glück hatten sie ein zweites Hostel in der Nähe und ich kam dort unter. Besonderheit hier ist es scheinbar, einen Swimmingpool haben zu müssen. Ansonsten reagierte die Empfangsdame nur beim zweiten Mal relativ ungehalten auf mein „Obrigado“. Es heißt wohl „Gracias“. Soll froh sein, dass ich mich überhaupt bedanke und nicht rum meckern.
Ich beschloss meine Krankheit mal wieder auszukurieren und dann noch zwei Tage an den Wasserfällen zu verbringen.
Die Wasserfälle von argentinischer Seite sahen zunächst nicht unbedingt spektakulärer aus, doch gab es im Park wesentlich mehr zu erkunden. Ich startete an einem Sonntag mit vielen Einheimischen und Touristen und konnte mir dennoch viel Zeit lassen und die Natur um mich herum genießen. Der erste Abschnitt startete sogleich mit dem Hinweisschild auf gefährliche Tiere und in der Nähe zu haltende Kinder. Die Erwartung stieg enorm und wurde natürlich wieder enttäuscht. Kein Jaguar, keine Vogelspinne, keine Schlange und auch kein Löwe (jaja, falscher Kontinent) zeigten sich mir. Dabei schlich ich den Pfad entlang, wo andere rannten. Ein paar Käfer waren es dann, eine Raupe und Ameisen, die ich erblickte. Naja. Ausbaufähig.
Alles war hier ausgeschildert, selbst die Snackbuden standen im Schilderwald: „Achtung. Nasenbären haben scharfe Krallen und werden sie nutzen, um an euer Essen zu kommen. Nicht versuchen zu füttern.".
Der Argentinier aus meinem Hostel hatte mir schon erzählt, dass er einige der putzigen Tierchen angefüttert hatte und anschließend um sein Leben rannte. Es hat Vorteile Deutscher zu sein und sich an Hinweise zu halten. Mir geschah nichts.
Ein Highlight gibt es noch zu erwähnen! Ein gelangweilter Alligator lag unterhalb einer Brücke beim Sonnenbad. Hab leider nicht ich entdeckt, sondern gefühlt 30 andere Menschen, zwischen die ich mich zu Fotografie Zwecken einreihte.
Ich bin den unteren und den oberen Rundweg an den Fällen entlang abgelaufen und habe die Aussicht genossen. Wenn man Hinweisschilder zu Tieren sieht, bleibt es meist bei den Schildern. Von den Viechern selbst sind keine zu sehen. Dafür konnte ich Ameisen beobachten. Herrlich witzig. Vor allem entdeckte ich sie nur durch meine Paranoia bloß nichts anzufassen (Geländer, Bäume, etc.) und dadurch die Umgebung (das Geländer) besser im Blick zu behalten. Jedenfalls liefen die Ameisen auf der zweiten Stufe des Geländers entlang und dies in beide Richtungen. Wenn sie sich dabei begegneten, stießen sie wie beim Autoscooter aneinander und fanden dann den neuen Weg. Herrlich. Am besten war es, wenn mehrere hintereinander in eine weitere, entgegenkommende Gruppe liefen. Doing, Doing, Doing.
Joar sonst gabs nix weiter. Fledermäuse, obwohl angekündigt (Schild), gab es natürlich auch nicht. Führte nur dazu, dass ich der Einzige war, der nach oben statt auf Weg oder Wasserfälle guckte. Schön war es dennoch und am Montag kam ich für den halben Preis und mit wesentlich weniger menschlicher Konkurrenz wieder.
Es gab einen weiteren Weg zu einem Wasserfall auf dem viele Tiere zu sehen sein sollten. Dem folgte ich natürlich in erneuter Erwartung der vielen Gefahren nach einem weiteren Hinweisschild.
Spoiler Alert: Bis auf die ganzen Netze mit Spinnen drin, gab es wieder keine Gefahren und selbst die waren nur für mich ein Problem. All die kleinen „Indianer“ gingen ohne Probleme drunter durch.
Spinnen weben ihre Netze dort in grob geschätzt 1.90 Meter Höhe. Wenn man(n) auf die Spinnen achtet, verpasst man übrigens die Wurzeln.
Manchmal blieb ich stehen, um die Natur zu genießen, einzuatmen, aufzunehmen. Wenn ich dann die Blätter in 10 Zentimetern vor meinem Gesicht hatte und selbst diese nach Spinnen aussahen, beschloss ich doch lieber weiterzulaufen.
Das Moskitospray brannte, wahrscheinlich in Kombination mit der zuvor aufgetragenen Sonnencreme, auf der Haut. Die Moskitos jedenfalls schienen das ebenso zu spüren, denn wenn, so setzten sie sich nur für einen Bruchteil einer Sekunde auf meine Haut.
Glück mit Tieren hatte ich aber auch. Ein mir entgegenkommendes Paar sagte an ich solle in 50 Metern hochschauen und die Affen bestaunen. Affen! Ich bin begeistert. Endlich was zu sehen. Da waren sie dann auch tatsächlich. Sie schwangen umher, beobachteten mich und ich sie. Toll.
Große Schmetterlinge sah ich noch. Sicher so groß wie meine Hand und sehr farbenfroh unterwegs. Wenn ich mir meine Hand so anschaue, sieht die ganz schön alt und schrumpelig aus. Ich werde alt.
Jedenfalls, ging ich bis zum Wasserfall und wieder zurück und bemerkenswert auf dem Rückweg war, dass ich die Affen nicht mehr fand. Kopfkratz.
In der irrigen Annahme, der Zug zum „Teufelsschlund“ würde extra kosten, wollte ich diesen auslassen. Zum Glück habe ich ihn dann doch genommen! Die Fahrt war nett, der Weg zum Schlund noch besser. Wir liefen über Brücken, ich sah große Karpfen, eine einsame Schildkröte, die keiner sah bis man mich sie anstarren sah und die versammelte Traube immer größer wurde - gern geschehen - und ein paar Leguane.
Das Wassergebiet oberhalb der Wasserfälle sah für mich paradiesisch schön aus, beschreiben kann ich es nicht.
Der Teufelsschlund ist der Wahnsinn. Das ist nicht Wasser, was von oben herab tröpfelt, es ist eine riesige Klospülung. Ich entschuldige mich beim Teufel für den Vergleich.
Hier herzukommen hat sich gelohnt. Man könnte ewig dort stehen und herunterschauen, wenn nicht der Park irgendwann schließen würde.
So ging es mit einer Britin Richtung Zug und dort lernte man noch vier Nordamerikaner kennen, von denen einer das absolute Klischee erfüllte. Kaugummi kauend erzählte er vom Trip zur Antarktis von Ushuaia aus.
Ist mir mit rund 5.000 EUR (runtergehandelt) für ein paar Eisberge und Pinguine doch zu viel. Vielleicht später mal.
Ab ging es ins Hostel, erschöpft, zufrieden und gespannt auf Buenos Aires.
09.01.-14.01.2018
Die Busfahrt nach Buenos Aires war richtig angenehm.
Ich hatte ein Bett gebucht und bekam sowas wie einen Business Class Flugzeug Sitz. Was ich vorher nicht wusste, war, dass man drei Mahlzeiten bekommen würde. So war das Essen nach dem soeben verschlungenen Brot doch etwas zu viel, aber wer will sich denn beschweren.
Essen beim Reisen ist eh so ein Thema für sich. Mal sind es Kekse, mal Brot mit dazugekauftem Käse, mal kleine Pizzen, mal riesige Massen an Obst und manchmal auch einfach gar nichts. Ich glaube, gesund zu reisen bedeutet nochmal ein völlig anderes Reisen und wesentlich mehr Kohle. Wer abnehmen will, sollte auf jeden Fall eine Weltreise anstreben. Doch das nur als kleiner Einschub.
Die Landschaft zwischen Puerto de Iguazu und Buenos Aires ist geprägt von weiter Prärie und Blechhütten Romantik. Zumindest für mich.
Blaue LED Leuchten am Holzzaun einer ländlichen Polizeiwache waren dabei das zivilisatorische Highlight.
Viel Militär sah ich auf der Strecke. Wir wurden fünf Mal kontrolliert und überall an den Straßenkreuzungen standen sie, Männlein wie Weiblein - in Uniform und das Maschinengewehr an der Hüfte.
Bei Ankunft am Busbahnhof passierten wir ebenfalls ein Militärgebäude und generell sollte ich noch viel mehr davon in Argentinien sehen. Den Eingang von Buenos Aires dominieren übrigens Nadelhölzer. Sehr merkwürdig. Dachte schon wir sind daheim, bis ich die zerrissene Argentinienflagge sah. Wenn ich schon Patriotismus fördern will durch acht Quadratmeter große Fahnen, dann sorge ich doch dafür, dass die auch heil sind, oder nicht.
Ich mag Buenos Aires. Es hat ein wenig was von New York, reichlich Parks und schöne alt verzierte Gebäude.
Die U-Bahn Stationen (eine (endlos) Fahrt kostet 0,30 EUR und 1 EUR die Plastekarte) waren mit viel Kunst verziert, sauber und teils mit leiser klassischer Musik beschallt.
Abends setzte ich mich in den Park vor meinem Hostel und beobachtete, wie sich die Sonne hinterm Kongresshaus verabschiedete und die vielen Hunde, wie sie mit ihren Besitzern spielten.
Eines Morgens rekelte ich mich ohne eingeschalteten Kopf und zerstörte dabei den eingeschalteten Ventilator über mir. Daran befestigt war eine Glühbirne und diese funktionierte ebenfalls nicht mehr so wirklich. Ergo mussten die Jungs vom Hostel (drei) die Birne wechseln und ich fühlte mich beim Zuschauen wie in einem Blondinenwitz gefangen. Ich hätte ja geholfen, aber musste meine Hand noch verbinden.
In der argentinischen Bank hieß es Geld wechseln und den Typen, den ich erwischt habe, gibt es so glaub nicht noch einmal auf der Welt. Unfassbar. Zunächst sprach er nur Spanisch und kein Englisch, was zum Glück kein Problem darstellte, denn mein Spanisch war perfekt auf die Situation ausgelegt: "Euro, Argentinian Peso." Verstand er nicht. Habs mehrfach wiederholt. Nichts.
Dann wedelte ich vor seiner Nase mit meinen Euro Scheinen und ab da liefs prächtig. Pass raus, Adresse vom Hostel via Handy gezeigt und die Scheine durchgereicht. Hat er gezählt (500 EUR), zweimal, dann abgelegt, angefangen meine Daten aus dem Pass abzutippen, beim Nachnamen gestutzt und dann sich doch fix für eine Variante entschieden. Erneut die Scheine genommen und gezählt. Dann tatsächlich nochmal gezählt und die Zahl in den Computer eingetragen. Bevor er die Scheine in die Schublade neben sich packte, hat er sie erneut gezählt. Ich fass es nicht. Für seine Argentinischen Pesos hatte er zum Glück für alle eine Zählmaschine neben sich. Bei den 11.250 ARS in 100er Scheinen wäre das ein stündliches Unterfangen geworden. Darauf, dass er den 50er vergessen hatte, musste ich ihn hinweisen. Der Schichtmanager hinter ihm schaute auch schon leicht irritiert.
Gefühlt reich ging ich dann aus der Bank und kaufte mir für die 50 erst mal zwei Wasser.
A pro pro Wasser. Wer kennt es nicht: Man kommt spät abends in Deutschland aus der Disco und hat einen Jieper auf 1,5 prozentige Milch aus dem Kühlschrank. Die schmeckt dann besonders gut und nun zurück zum argentinischen Wasser: Es schmeckt genauso. Dazu auch noch ohne diesen Speichel-Milch-Mix, den man dann auf der Zunge hat, also perfekt. Das beste zusammengemischte Wasser der Welt.
Da ich auch gerade erst das Thema Essen auf Reisen hatte, hier die Spezifizierung für Argentinien: Empanadas. Gefüllte Teigtaschen mit Fleisch, Huhn, Käse-Schinken, Tomate-Basilikum, Thunfisch und allerlei Anderem.
Für das Leben nach dem Essen bietet Buenos Aires einen großen, bekannten Friedhof (Cementerio de la Recoleta). Schon Wahnsinn, was man für einen Aufwand betreiben kann. Kurz darüber nachgedacht: Die Ägypter haben noch mehr Aufwand betrieben, aber die hatten auch zuviel Sonne.
Jedenfalls gibt es Gruften und in einigen könnte man wirklich gut wohnen. Dazu große Statuen im Eingangsbereich und teilweise bis zu vier Meter hoch. Beeindruckend.
Den Friedhof werde ich auch noch öfter sehen, denn direkt nebenan befindet sich: ein Kino. Eigentlich eine schöne Sache, wenn man(n) nicht Umrechnungsprobleme hätte. So war ich auf dem Weg zum Kino mit 100 ARS (5 EUR) und dachte, es würde locker fürs Kino reichen, denn 100 BRL (25 EUR) sind genug. Auf der Hälfte des Weges bemerkte ich dann meinen Fehler und musste zurück zum Hostel. Der Film war an dem Abend für mich nicht mehr drin. An einem anderen Abend hätte ich das Ticket gegen einen Drink kostenlos bekommen. Das ist Buenos Aires.
Ein kurzes Stück über den Atlantik und man ist in Colonia del Sacramento. Als alten Stempel-im-Pass-Liebhaber habe ich mir den Tagesausflug mit der Fähre nach Uruguay dann doch gegönnt. Ladekabel und Buch habe ich im Hostel gelassen. Selbst das Hirn macht aktuell Urlaub.
Der sehenswerte Teil, die Altstadt, ist schnell erkundet. Es gibt Oldtimer, Kanonen, einen Leuchtturm, eine Kirche, viele kleine Details an den Hauseingängen und noch viel mehr altes Gemäuer. Ein Café mit Bananenbrot und heißer Schokolade habe ich auch noch finden können. Leider war mein Promoticket auf die festen Zeiten beschränkt, so dass ich um 15 Uhr nicht zurück durfte und bis 20 Uhr warten musste. Gut für den Blog, denn ich schaffte es den Dezember niederzuschreiben. Der Akku hielt erstaunlicherweise mal durch.
Im Hostel angekommen, musste ich feststellen, dass sie schon wieder meine Zimmergenossen ausgetauscht haben. Von amerikanischen zu israelischen Mädels und nun also zu deutschen, männlichen Schnarchern. Woran Sie merken, dass sie zu lang in einem Hostel weilen.
Als ich am Morgen nach kurzer Nacht zum Ausgang ging, kamen die Partygänger gerade wieder. Mit dem vorbestellten Uber ging es zum Flughafen. Nächster Stopp: Patagonien.
14.01.-17.01.2018
Im Flieger nach Ushuaia saß ich neben israelischen Mädels, die sich bei Start und Landung die Hände hielten. Wie niedlich. Ich sollte noch auf etliche andere treffen, hier also kurz die Erklärung: Nach ihrer Wehrpflicht, welche für Frauen fälschlicherweise in der deutschen Wiki mit 21 statt 24 Monaten angegeben ist, ist es für Israelis Standard in die weite Welt hinaus zu ziehen und diese zu erkunden, bevor es nach einem halben oder ganzem Jahr dann in die weitere Ausbildung geht. Da gerade wieder ein Schwung fertig geworden ist und Südamerika ein beliebtes Ziel darstellt, trifft man Unmengen von Ihnen.
Vom Flughafen aus ging es im Taxi Richtung Innenstadt und diese erinnerte mich sehr an isländische Städte. Fischereistadt mit Wellblech-Dächern gegen die Witterung. Oh die Kälte! 11 Grad und lange Hosen. Sehr, sehr ungewohnt für mich.
Nachdem ich im Nieselregen, doch dank perfektem Equipment trocken, mein Hostel gefunden hatte, musste ich erst einmal einkaufen gehen. Es war ein Sonntag und zum Glück hatte ein größerer Supermarkt geöffnet. Das war aber auch schon der positive Teil. Das Kassensystem dort sieht vor, nur zwei Kassen für "Normalos" offen zu halten, und der Rest funktioniert über folgendes System: Man greift sich am Eingang oder im Laden ausliegende elektronische Piepser, wie man sie auch bei Pizza Hut oder Vapiano bekommt. Die melden jedoch nicht, wann eine Kasse frei ist, sondern geben einem eine bestimmte Zeit zur Verfügung, bis sie piepen und man unverzüglich zur Kasse zu kommen hat. Dumm nur, wenn man nur ein Wasser und ein Brot kauft und auf der Zeitanzeige weitere 22 Minuten abzulesen sind. So stellte ich mich dann also doch an der Normalo Kasse an, um zuzuschauen, wie die 5 weiteren Kassierer rumsaßen und auf Kunden warteten. Als ehemaligen Kassierer und Mensch mit Hirn brachte mich das gelinde gesagt auf die Palme (von denen es in Ushuaia keine gibt). Aber okay. Ich bin ja im Urlaub.
Da ich gerade von Hirn sprach: Jeder erzählte mir, dass in Patagonien gerade Hochsaison wäre und alles ausgebucht ist. Ergo schaute ich mir die Strecke an und buchte schon in Buenos Aires Hostels vor. Von Ushuaia über Rio Gallagos nach Puerto Natales - so der Plan. Einen Bus für die Fahrt hatte ich jedoch noch nicht gebucht. So erfuhr ich im Hostel, dass die Busse das Problem seien und nicht die Unterkünfte. Ergo hieß es am nächsten Morgen, nach einem tollen Frühstücksbüffet (also gut gelaunt), Richtung Ticketstation aufbrechen und auf ein Ticket hoffen. Gegen 08:30 Uhr war ich das erste Mal da und es warteten schon zwei dort, die wohl den Bus für 7 Uhr gebucht hatten, welcher dann wohl nicht erschien. Eine Variante, die ich vorher nicht auf dem Schirm hatte. Ich schlenderte also durch die Stadt und kam 09:30 Uhr und 10:00 Uhr nochmal wieder. Mittlerweile gab es eine Traube, doch ich schaffte es, mich vor die tausend Israelis einzureihen und wartete geduldig auf Platz 3 bis die Dame ihren Kaffee geholt und Platz genommen hatte.
Es ist wohl kein Bus nach Rio Gallegos mehr zu haben und ich entschied die eine Nacht auszulassen und direkt nach Puerto Natales weiterzufahren. Bedeutete eine weitere Nacht in Ushuaia und in Rio die Buchung zurückzunehmen. Das klappte übrigens auf der ganzen Reise ohne Probleme und die angekündigten Strafzahlungen kamen nie auf.
Nachdem das alles erledigt war, machte ich mich auf zum Glacier Martial. Der Aufstieg durch die Stadt brachte mir die ersten Schweißperlen. An der Grenze von Stadt und Naturgebiet gesellten sich auf einmal zwei Hunde zu mir. Ein deutscher Schäferhund und ein Mischling folgten mir. Am Anfang noch ungläubig, genoß ich sehr bald die Gesellschaft und Aufmerksamkeit. Sie warteten brav mit mir, bis der Bus passierte und wir die Straße überqueren konnten, spielten auf Anregung mit mir Fangen und warteten an verschiedenen Stellen auf ihren langsamen Zweibeiner. So folgten wir zwei Stunden dem Weg und dann verloren wir den Schäferhund. Der Mischling lief noch eine Weile mit mir, wir suchten gemeinsam seinen Kumpanen, doch fanden ihn nicht und er kehrte ebenfalls heim. Er erledigte die Verabschiedung kurz und schmerzlos, doch mit Wehmut schaute ich ihm noch eine Weile hinterher.
Der Rest des Weges ging steiler bergauf, aber der gesamte Pfad ist abwechslungsreich und sehr zu empfehlen. Bäche, faszinierende Bäume und die beeindruckende Landschaft machen den Aufstieg so einfach, dass man die Steigung kaum bemerkt.
Schon ziemlich weit oben gab es ein Hinweisschild, bitte nur mit entsprechender Ausrüstung weiterzugehen. Hatte ich natürlich (nicht), also weiter gings. Ein wenig Klettern war hier erforderlich, als auch Schneegerutsche. Hat sich auf jeden Fall gelohnt und ich würde sagen, der Aufstieg war der Einfachste und die Aussicht nicht minder schön als an anderer Stelle. Selbst der Abstieg war toll, denn ich habe einen weiteren Weg durch die Wälder gefunden, den ich zuvor nicht sah.
Eigentlich wollte ich an dem Tag noch eine der Bootstouren machen, doch habe ich sie dann sausen lassen. Ich war einfach zu fertig und wollte nur noch meine stinkenden Füße aus den Schuhen befreien und die Beine lang machen.
Am nächsten Morgen rappelte ich mich tatsächlich auf, um den nächsten Glacier zu besteigen. Als ich raus wollte, fing es an zu regnen, die Wolkendecke war enorm, und irgendwie passte es mir auch ganz gut. So blieb ich im Hostel und genoss das WiFi bzw. fixte den PC, der Dank Virus sofort nach Anmeldung neustartete. Die schlechte Benutzerrechteverwaltung von Windows war hier der Vorteil, um als Administrator im abgesicherten Modus fleißig löschen zu können. Doh.
Was ich an diesem Tag ebenfalls lernte: Luxemburger sprechen Deutsch. Wie haben die es eigentlich geschafft, ein eigenständiger Staat zu bleiben. Mal Wiki heranziehen. Interessant. Man lernt nie aus.
17.01.2018
Die Busreise von Ushuaia nach Punta Arenas und weiter nach Puerto Natales verlief soweit ganz angenehm, bis auf den Punkt, dass ich wie ein Huhn eingequetscht zwischen den Stühlen hockte.
Die Bäume haben sowas wie Schling in ihren Wipfeln. Wie ich später erfahre, sind das keine Parasiten, doch Pflanzen, die sich den Baum aussuchen, um besseren Zugang zur Sonne zu haben.
Ich hab Lamas gesehen! Glaub ich. Rehe werden es ja wohl nicht sein.
Sind tatsächlich Lamas. Werde noch einige sehen und sie kommen häufiger vor als bei uns Rehe bzw. sind durch die Steppenlandschaft besser sichtbar.
Die kilometerlangen Zäune beeindrucken mich noch immer. Da muss jemand echt Langeweile gehabt haben, die alle aufzustellen.
Ich sehe einen Vogel auf einem Pfeiler sitzen, der einen so knallroten Bauch hat, dass ich glaube, er hat einmal eine Paintballkugel vor den Latz bekommen.
Beim Anblick der Landschaft denke ich an Wüste, Skorpione, und korrigiere mich sofort, denn das ist wohl wieder der falsche Kontinent. Da rauscht der Bus an einem Skelett vorbei, ich nehme an von einem Lama, und dort verkriecht sich ein Wüstenfuchs in einem Bau. Vielleicht gibt es ja doch Alligatoren in den Teichen.
Da kommt ein Adler aufs Feld heruntergeschossen und die Geier kreisen. Beste Busfahrt ever.
Minuten später ist mir langweilig. Singvögel und Schafe dominieren nun die Tierwelt. Gähn. Ist die Film- und Computerindustrie dafür verantwortlich, dass mein Interesse so schnell verfliegt oder bin ich das einfach.
An der Grenze zu Chile werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass es verboten ist, Obst einzuschleusen. So stehe ich draußen und schlinge Banane und Birne herunter. Mir gegenüber steht Lara und schlingt Banane und Apfel herunter. Deutsche beim witzigen Obstwettessen.
Die neuen Stempel nahm ich gern entgegen. Danach mussten die Taschen ausgeladen und durch einen Scanner gebracht werden. Ich hatte leider mein Handy im Bus gelassen, sonst hätte ich garantiert den Raum fotografiert, in dem der Scanner stand. Es war das einzige Gerät und es dominierte den sonst offenen, mit Trockenbau versehenen Raum und seinen Arbeitern, die nur darauf warteten, weiterarbeiten zu können. Chile.
Auf der weiteren Busfahrt lernte ich meine 90. Israelin kennen und schaute mit ihr Kingsman 2. Nicht so gut wie der Erste. Die Holländerin neben mir erzählte von El Chalten. Ein Ort wie El Calafate, doch mit kostenlosem Zugang zu den Bergen und der für sie schönste Ort Patagoniens. Dann passe ich mal die Reise an hm.
An einem Punkt mussten wir wieder alle raus um mit einer Fähre überzusetzen. Die Israelis waren ganz aus dem Häuschen und stellten Fragen. "Der Bus kommt mit auf das Boot?". Herrlich. Haben noch nie eine Fähre betreten und machten in einer Tour Fotos. Was richtig schön war - es gab Delfine und Pinguine zu sehen.
Irgendwann abends kam ich dann in Puerto Natales an und erfuhr, dass man mich vergessen hatte. Ich durfte dann im Zimmer des Personals schlafen, auch gut.
18.01.-20.01.2018
Auf dem Weg in die Innenstadt von Puerto Natales tanzte ich zu Michael Jackson unter den verdutzten Blicken der Hunde. Sonst war niemand zu sehen.
Dort tauschte ich dann zu einem, wie ich dachte, sehr schlechten Kurs von 705 und kam mal wieder reich (282.000 CLP) heraus. Später sah ich, dass ich noch am Besten getauscht hatte und war glücklich. Nun jedoch Notiz an mich: Niemals "vortauschen". Mittlerweile steht der Kurs bei 755. Der Verfall ist einfach zu krass.
Ich war mit meinen israelischen Freunden unterwegs und wir entschlossen uns, nur die Tagestour zum Peine del Torro zu machen und den 4-Tages W-Weg oder gar den 8 Tages O-Weg auszulassen. Im Nachhinein war es die richtige Entscheidung.
Auf dem Weg zum Nationalpark schliefen die Beiden, während ich mir Lamas, Emus und Regenbogen in Vorbeifahrt anschaute. Der Berg sieht aus der Ferne schon sehr beeindruckend aus und je näher man kam, umso mehr fragte man sich, wie man da bitte hinaufkrackseln soll. Doch man krackselt im Endeffekt auf keinen der Berge Patagoniens. Nur immer auf verschiedene Punkte in meist mittiger Höhe, so dass man den Berg immer noch vor sich hat. Wir sahen einige auch noch höher und durch den Schnee wandern, doch dafür benötigt man dann schon die richtige Ausrüstung.
Bevor es allerdings losging, musste man sich bei den Park Ranger anmelden und ein Video schauen. Wir entnahmen nach unzähligen Wiederholungen, dass wir doch bitte kein Feuer machen sollen. Verstanden. Danke.
Der Aufstieg war beschwerlich mit viel Sonne und wenig Schatten. Am ersten "Höhepunkt" sorgte der plötzlich wehende Wind für Absturzängste und der folgende Pfad für weitere Gedanken dieser Art. Am ersten Bach nach 4 Kilometern füllten wir unsere Wasserflaschen und Beutel auf und erreichten alsbald eine Art Zwischenstopp. Einer der vielen Zeltplätze, die allerdings schon seit Monaten, und wie uns gesagt wurde bis Februar, ausgebucht sind. Einen die Aufmerksamkeit der Fotografen liebenden Adler gab es dort auch. Wie auch eine Anzeigetafel, die die weiteren Höhenmeter sehr anschaulich illustrierte.
Ran, israelischer Infanterist, energiegeladen und teilweise mit seinen zwei Stöcken den Berg hinauf hüpfend, während Eden, israelische Versorgungsoffizierin, sich keuchend mit vielen Pausen hochquälte. Ich hatte natürlich die Energie eines Ran, doch unterstützte ich Eden bei ihren Pausen, so gut ich nur konnte. Das Gemeinschaftsgefühl war hier sehr stark.
Auf dem letzten Abschnitt war es dann gar nicht mehr möglich ohne Zwangspausen weiterzugehen, denn es waren so viele Menschen auf dem schmalen Pfad unterwegs, dass man regelmäßig Pause machen musste. Was sich sehr nach Massentourismus anfühlt - und das in den Bergen. Nachdem wir die letzten Meter Geröll hinter uns gebracht hatten, lag vor uns der Silbersee.
Nicht der offizielle Name, doch irgendwie kam mir Karl May ins Gedächtnis und das was vor mir lag, sah aus, wie ich mir den Silbersee vorstellte. Schön war es, doch den Abstieg, mehr denn den Aufstieg, nicht wert. Der Abstieg war brutal. Wir hatten Angst, den Bus zu verpassen und eilten im Laufschritt, angeführt durch Ran, hinunter. Meine Knie hatten schon schönere Momente im Leben und ich schrieb das Wandern als Hobby für mich - mal wieder - ab. Kiten ist sehr kniefreundlich, wenn man als Alternative Wandern sieht.
Froh, es gemacht zu haben, bin ich dennoch.
20.01.-21.01.2018
Die Busfahrt nach El Calafate begann mit einem Wiedersehen von Lara. Ich hatte ihr einen 50 EUR Schein als Pfand gegeben für 30.000 CLP und tauschte diese nun zurück. Erstaunlich wie der Zufall es manchmal so will.
Wiedermal ging es über die chilenisch-argentinische Grenze, doch zu unserem Erstaunen und entgegen unserer Vorbereitung wurde man nicht auf Obst kontrolliert. Grml.
Die Landschaft war die einer Steppe, flach und durch Grasbüschel geprägt. Ich will ein Pferd. Lamas und Emus sind immer noch ein Highlight, auch wenn ich schon einige mittlerweile gesehen habe. Das Hostel in El Calafate war erstaunlich modern und komfortabel. Ich blieb nur für eine Nacht, doch gefällt mir der Ort sehr. Bevor der Bus am nächsten Tag wieder weiter nach El Chalten fuhr, lief ich am See entlang und schaute mir die Pferde und Vögel am Ufer an. Flamingos gab es übrigens auch. Keine Ahnung, warum die jeder als Attraktion feiert. Sind auch nur pinke Vögel.
Der See hingegen war phänomenal. In der Ferne in türkis leuchtend und definitiv kitebar. Es soll der größte See Argentiniens sein und es ist niemand drauf. Kein Boot, nichts. Ich stelle mir vor, ihn mit einem Hydrofoil komplett abzufahren, die Berge im Hintergrund und die Ruhe genießend. Hier komme ich vielleicht nochmal her.
21.01.-25.01.2018
Die Busfahrt nach El Chalten war ein weiteres Bus-Highlight, denn ich saß vorn, oben, und hatte ein Panoramafenster, welches einen wunderbaren Blick auf die Straße, Flüsse, den See und Berge bot.
Die Einfahrt nach El Chalten ist ebenso traumhaft. Man hat die Berge noch eben vor sich gehabt, da ist man auf einmal mittendrin. Erste Erkenntis: Kein Netz. Zweite Erkenntnis: Kein WiFi im Hostel. Bzw. nicht für iPhones. Android Handys kamen ohne Probleme rein und ich durfte 10-50x auf Betreten drücken, bevor ich drin war. Am ersten Abend suchte ich das WiFi in einer Bar auf bei einem leckeren Zitronen-Ingwer-Saft. Die Toiletten waren auch so ein Highlight. Es gab kein Schloss, ergo wurde von innen zugehalten. Als ich am Waschbecken stehend das erste Mal beobachtete, wie einer versuchte zu öffnen, es nicht schnallte und der innen sitzende sich dagegen wehrte, kam ich aus dem Lachen kaum mehr raus.
Ich hatte eigentlich nur zwei Nächte gebucht, doch beim Anblick der Berge verlängerte ich auf vier Nächte.
Langsam wollte ich starten und so ging ich am ersten Tag zu zwei kurzen Pfaden mit schöner Aussicht. Das Spannendste an dem ersten Pfad waren die weidenden Kühe. Am zweiten Pfad die Aussicht auf die Täler und die Filmleidenschaft von Fiore. Die Argentinierin ist zu Gast bei Freunden und in Buenos Aires als Filmeditorin beschäftigt. Mal schauen, ob ich einen Film zugesendet bekomme. Ich wurde mit Pierce Brosnan verglichen. Oh Gott. Bond, James Bond.
Am Nachmittag stapfte ich nochmals los und diesmal zum Wasserfall. Auf dem Weg dahin lernte ich Mishel kennen. Israelin mit russischen Wurzeln und in Deutschland lebend. Alles klar.
Am nächsten Tag ging es zum Fitzroy. Das ist hier so ein Berg, den man wohl mal gesehen haben muss. Auf dem Weg hoch kamen uns auf einmal die Israelis Ran und Eden entgegen. Sie waren wohl gegen 2 Uhr nachts hochgelaufen, um den Sonnenaufgang sehen zu können. Alles klar.
Was am gut ausgebauten Weg gefiel, waren die angezeigten Zwischenetappen. Als wir bei Part 4/10 ankamen, entschieden wir uns, im Zeltlager die Toilette aufzusuchen. Mishel befand "Ich hätte auch Lust auf Zelten.". Nach Anblick der Toilette änderte sie ihre Meinung schlagartig. Haha.
Die Toilette sah von außen wie ein normales Dixiklo aus, entpuppte sich aber als Grube mit Regenschutz. Der Gestank war schon nicht schlecht. Ich hielt die Luft an und ging hinein, bekam dann ob des grotesken Anblicks einen Lachanfall und versuchte so schnell wie möglich wieder rauszukommen. Wir beschlossen, die Hinweise zu ignorieren und uns Bäume und Sträucher für weitere Pinkelpausen zu suchen.
Auf dem Weg zum Fitzroy gab es häufiger gute Aussichten auf diesen. Als wir oben ankamen, war er teils von Wolken verdeckt, doch schön war es dennoch. Auf dem Rückweg war er natürlich dann komplett frei und von weitem zu sehen. Sogar aus dem Dorf sah man ihn am Ende klar und deutlich. Eine Person war darüber ziemlich verärgert, ich nur über die versprochenen und nirgends zu sehenden Pumas. Was ist nur los mit diesem Land.
Dabei hatte ich in Gedanken sämtliche Szenarien der Abwehr durchgespielt. Zunächst ein Foto machen, dann ein Video starten, die Arme in die Höh‘ und laut brüllen. Prioritäten.
Am dritten Tag ging es zum Loma del Pliegue Tumbado. Was auch immer. Es war ein weiter Weg, erst am Berg hoch, dann durch einen Wald und wiederum an einem Berg hoch. Bei einer Rast im Wald fühlte ich mich wie ein Misthaufen. Die Fliegen waren überall und anscheinend sehr angetan von meinem natürlichen Parfüm. Sie verfolgten mich bis zum Aussichtspunkt und ließen auch dort nicht ab. Erst kurz vorm Wald, auf dem Rückweg, waren sie wieder verschwunden.
Die Aussicht oben lohnte sich jedenfalls sehr. Was mir mal wieder fehlte beim Anblick der Steppenlandschaft im Tal war ein Pferd. Was mir in den Bergen fehlte war der Puma.
Dazu mal eine Frage: Wo sollen denn bitte all die Tiere eigentlich wohnen, wenn selbst die Berge so gut ausgebaut für uns Wanderer sind? Wenn selbst Nationalparks von Besuchern überbevölkert sind, gibt es doch gar keinen Platz mehr für all die versprochenen Puma und Jaguare. Traurig.
Wieder unten im Dorf angekommen gab es Empanadas und heiße Schokolade.
Ich habe beschlossen, meine Reise durch Patagonien abzubrechen und nicht weiter hoch zu fahren. Lieber wieder zurück nach Buenos Aires, noch ein wenig die Ruhe genießen, bevor der Stress mit all den Sehenswürdigkeiten erneut losgeht.
Ergo ab nach El Calafate und von da nach Buenos Aires.
25.01.-27.01.2018
Die Busfahrt über habe ich fast nur gepennt. Das Hostel in El Calafate hatte keine Bewertungen, doch war es günstig und sehr nah am Busbahnhof gelegen. Wie sich herausstellte, hatte es vor knapp einer Woche eröffnet und war von Grund auf neu. Herrlich. Kaum Gäste, super neue Ausstattung und zehn Duschen nur für mich. Die nächste halbe Stunde verbrachte ich in einer davon. Ich bin glücklich.
Was eigentlich eine Fahrradtour am See entlang werden sollte, wurde zu einer Tour per pedes. Was nicht schlecht war, denn so konnte man die Eindrücke besser aufnehmen oder so. Der Teil, an dem über Zäune geklettert wurde, um an den Strand zu kommen, war genauso schön wie das Sitzen auf dem Stein mit der Aussicht auf den See. Der warme schwarze Sand unter meinen Füßen liest sich kaum aufgeschrieben wie der Beginn eines Frauenromans.
Die Planung eines Kite-Urlaubs machte sich in meinem Kopf breit. Ich hoffe, der Wind auf dem Wasser ist genauso herrlich wie hier an Land. Die Wellen sind höher als aus der Ferne vermutet, aber wenn auch kein Flachwasser, so sollte es doch selbst mit twintip befahrbar sein. Halt mehr die Ostsee Erfahrung. Wenn ich es schaffe, das Hydrofoil herzubekommen, interessiert mich das eh nicht mehr.
Auf dem Rückweg ging es barfuß über die Steine unter Verzicht den Boden zu berühren. Nah an einer Sehnenscheidenentzündung. Ich bin zu selten barfuß unterwegs in letzter Zeit.
Zurück im Hostel haben wir Stromausfall. Die ganze Stadt ist betroffen und ich komme doch tatsächlich mal dazu, mein Buch weiterzulesen.
1914, Weihnachten im Niemandsland. Deutsche Soldaten hissen die weiße Flagge, britische Soldaten kommen vorsichtig aus den Gräben und gemeinsam wird Fußball gespielt, ein Schwein gebraten und Freundschaftlichkeiten ausgetauscht. Geht doch.
1915, britische Truppen haben keine Ferngläser mehr, deutschen Fahrzeugen fehlt der Gummi an den Rädern. Der Austausch der Waren erfolgt über die Schweizer Grenze. Perversion des Krieges, der Menschheit. Was zum Geier ist verkehrt mit den Idioten?!
Zum Glück für mein Herz hatten wir bald wieder Strom.
27.01.-31.01.2018
Beim Flug von Buenos Aires nach Ushuaia hatte ich noch 23kg Gepäck. Unter anderem völlig überflüssig eingekauftes Waschmittel. Man darf in den meisten Hostels keine Wäsche manuell waschen und Waschen, Trocknen und Zusammenlegen kostet meist um die 5-10 EUR.
Auf dem Flug von El Calafate nach Buenos Aires sind 15kg Gepäck erlaubt und ich hatte im Endeffekt 16.2kg, die durchgewunken wurden. *Schulterklopf*
Da bei einem Inlandsflug die Wassermenge wohl nicht kontrolliert wurde, hatte ich meine Waschtasche im Handgepäck gelassen, ohne an die Schere zu denken. Wurde auch durchgewunken. Es kann so einfach sein.
Aerolineas Argentina ist nicht wie angekündigt ein RyanAir Verschnitt. Es gab Beinfreiheit, Snacks und ausreichend Getränke.
Die Landung in Buenos Aires kam mir dann vor wie ein SimCity Spiel. Absolutes Baukastensystem und Städteplanung par exellence. Quadratisch, praktisch, gut dominiert hier und es reiht sich alles aneinander. Der Fußballplatz neben den Tennisplätzen, dann Strand, Spielplätze, Freizeitpark, Motorcross Feld, Schwimmbad, Freilichtbühne, gefolgt vom Freizeithafen mit Yachten. Muss man nicht schön finden, aber es ist effizient und bisher sah ich das wirklich nur in den eigenen Städten von SimCity.
Ich fühlte mich kaum angekommen schon wieder heimisch. Sonne, ich kannte das System, die Stadt, und machte mich auf zum Hostel.
Ist nicht ganz so schön wie das vorherige Hostel, doch dafür hat es einen PC und ich bin allein in einem 8-Mann Zimmer.
Ich genieße mal wieder die Ruhe und lebe in den Tag. Kino gab es schon zweimal, die Leitung raucht und selbst der Blog schafft es pünktlich aktualisiert zu werden. Ob das auch im nächsten Monat zu schaffen ist? Immerhin warten noch Chile, Peru, Bolivien und hoffentlich Kolumbien. Mal gucken, ne.