27. KW
Der Tag nach dem Toten. Weniger Wind, weniger Leute auf dem Wasser und die Regeln wurden endlich mal befolgt. Ein angenehmes Arbeiten. Rudi hatte alles wieder verlernt und am Ende der Stunde gewohnt neu erlernt. Fährt, heim und hoffentlich bald wieder irgendwo.
Nach ihm kamen vier neue Leute. Drei Schüler und ein selbstständig Fahrender. Zwei davon nahm Max und sie waren auch schon so weit, dass er einen leichten Einstieg hatte. Mein Schüler fiel in Ermangelung eines Schnauzers auf. Die Jungs sahen aus wie drei Mal Magnum in schmal und Philipp.
Heute ist kaum Wind. Man könnte fahren, doch das Haus betätigt sich lieber in Garten-, Haus- und Schreibarbeit. Deshalb schaffe ich es also auch endlich mal den Blog zu aktualisieren.
Ganz kurz zur Gartenarbeit. Seit Max da ist, passiert hier was. Max ist ein aktiver Typ, der außer dem gelegentlichen Buch und dem Telefonat mit seiner Freundin Zeit zu haben scheint. Sucht die Gesellschaft und motiviert Dominik zu neuen Taten. Die Bretter und kites sind beschriftet, der große Saal ist aufgeräumt und Max hat den Weg zum Trainingsband am Baum frisiert, so dass man hinlaufen kann ohne von überhängenden Ästen erschlagen zu werden.
Heute Morgen also war der Garten dran. Die Pläne dazu sind nicht neu. Schlauch anpieksen und einen Sprenkler herstellen? Hatte ich schon letztes Jahr mit Nils und Laura. Hat nicht wirklich geklappt. Pflanzen anbauen? Ja, warum nicht. Jeder braucht ein Hobby.
Die Mama räumt den Tisch ab, denn die Männer sind beschäftigt. Laura widmet sich den E-Mails des KBC und der Urlaubsplanung für den kommenden Herbst.
Die Männer ziehen mit Heckenschere und Abenteuerdrang in unsern „Wald“ und kommen mit der Entdeckung eines Feigenbusches wieder. Er soll umgepflanzt werden, denn im Gartenbeet könnte man die Früchte ernten. Ich hoffe er geht nicht ein durchs Umsetzen.
Die Frage, die mich beschäftigt: Es geht meist bei diesen Unternehmungen um die Ablenkung. Max ist zwei Monate da, Dominik länger. Es ist wie beim Aufräumen. Alles ordentlich zu halten erfordert Disziplin. Beim einmaligen Aufräumen ist das Erfolgserlebnis sofort da. Beim Garten anlegen ebenso.
Nun die Frage an den Meckerer: Was machst du denn in der Zeit? Zocken. Ist Gartenarbeit sinnvoller als Zocken? 95% der Menschen sagen ja. Dank der Südkoreaner ist die Zahl (5%) überhaupt so hoch.
Da ich nichts für Öko/Bioanbau übrig habe, denke dass ich tot sein werde, bevor die Chemikalien mich zerfressen haben und es sowieso nur für eine weitere Beschäftigungsstrategie der Illuminati halte (leicht übertrieben), gibt mir Gartenarbeit nichts. Einzig als Vorbereitung für einen möglichen postapokalyptischen Zustand, wobei mir heimische Pflanzen dann wahrscheinlich eh nichts nützen und sollte ich mich dann nicht lieber auf Waffenkunde spezialisieren?!
Natürlich auch als Hobby. Doch dann frisst es viel Zeit, wie jedes intensiv betriebene Hobby. Im Fall hier vor Ort ist es dann doch aber eher Ablenkung. Der kurze Tab auf die Windguru Webseite sagt mir aktuell 11.3 Knoten, was bedeuten würde zum Spot zu fahren – oder weiter am Feigenbaum zu basteln.
Verstehen kann ich - uns - auf jeden Fall. 11 Knoten sind nichts, wenn man Spaß haben will und sich auch die aktuelle Truppe vor Ort anschaut. Alles Männer, keiner unter 70kg. Lohnt also nicht. Doch heißt es wirtschaftlich zu Haus zu bleiben? Was beschwer ich mich eigentlich. Ich hab ja Freizeit. Der komische Deutsche sollte mal die Klappe halten.
Toine ist angekommen. Niederländer, Unterwäschemodel und mit ausgeprägter Langeweile.
Als ich ihn am gelben Bus begrüßte, dachte er ich wäre Kunde und sah verwundert aus mich im gelben Bus zu sehen. Max meinte „guter Einstieg Toine, guter erster Eindruck“.
Toine trainiert seit sechs Jahren morgens und abends, läuft zwischendurch und sieht dementsprechend aus. Dabei ordentlich, pflegeleicht und angenehm. Ein kleiner Tick: Er läuft gern mal mit Tasse durchs Haus und sucht Gesellschaft und Ablenkung, denn nach dem Sport bleibt wenig zur Selbstbeschäftigung.
Ich werde in der nächsten Zeit viele Scherze mit ihm treiben, aber ihm auch meinen Neid gestehen. Es bleibt aber beim Problem: Den Körper gern, die Arbeit ungern. Ist mir aktuell der Liebste.
Kurzer Stand zum Kiten: Ich kann endlich Railey und unhooked Backroll. Habe es Domi erzählt, der meinte „zeig“ und ich stand das Ding sauber. Danach jedoch bin ich beim Weiterüben gefallen und habe beschlossen mal lieber auf einen Helm zu warten bevor ich weitermache. Bin sowieso zu alt für sowas.
28. KW
Die Fußball WM ist bald vorbei und ich bin froh darüber. Unsere Marvel-Film-Reihe litt ein wenig darunter, denn wir schauten nur noch Fußball und keine Filme mehr. Dafür habe ich ein wenig was mitbekommen und kann sagen froh zu sein, dass Frankreich gewonnen hat. Nicht über den gesamten Turnierverlauf, aber dann doch besser als die so stark gegen England foulenden Kroaten.
Wir haben alle 3 Wochen oder so ein Meeting. Immer wenn es an allen Ecken brennt. Da Dominik immer nur Notizen auf einem Schmierzettel macht und der dann irgendwo im Saustall endet, habe ich das in die Hand genommen und ein altes BL Protokoll rausgekramt. Darauf aufbauend mache ich nun Protokollführung und vielleicht hilft es unsern Trailermanagern ein wenig.
Meine neue Schülerin Marion hat schon ein zwei Järchen auf dem Buckel. Wir haben sehr intensiv üben müssen, damit sie zum Wasserstart kam. Doch es lohnte sich. An ihrem Geburtstag ließ ich sie ein paar Mal aus dem Stand springen, wie ich das sonst gern mit den Kindern mache – hoch soll sie leben. Am Ende des Tages schaffte sie dann die ersten Meter Fahrt und ich hatte ein wenig Pipi in den Augen. Zum einen natürlich, weil es alles passte: Geburtstag, Wasserstart, Fahrt. Zum anderen, weil ich so ein dufter Kitelehrer bin. Haha. Habe mit ihr intensiv den Wasserstart geübt, weil „fahren kann jeder“ und es hat tatsächlich dann sofort geklappt. Bin stolz auf uns (mich).
Mitte der Woche gab es keinen Wind. Stattdessen machten sich die Jungs daheim mal wieder ans Gärtnern. Ein Baum musste beschnitten werden, damit man den Spot besser sehen könne. Als ob da je einer gucken würde. Sah auf jeden Fall recht witzig aus, wie Josef an Dominiks Hosenbund packte, damit dieser beim Lehnen über die Brüstung nicht im Kaktus darunter landen würde.
Bis auf Toine hat leider niemand anschließend aufgeräumt. Kinder.
Um 13:45 Uhr sind wir dann tatsächlich noch an den Spot gefahren, da es etwas Wind gab. Zum Thema Langeweile: Toine versprach Dominik Schokolade, wenn dieser es schaffen würde die Hälfte unserer Stoffbahn auf den Händen abzulaufen. Die ist vielleicht 50 Meter lang und Dominik schaffte ganze 40 Meter. Danach jedoch hatte er Blasen an den Händen und quälte sich mit diesen den Rest der Woche.
Am Folgetag habe ich die komplette untere Etage unserer Villa gereinigt. Hat mich drei Stunden gekostet. Da Dominik und Laura sich nicht entscheiden können, ob sie unten ihre Ruhe und Privatsphäre haben wollen oder dann doch alles Mögliche an Gesellschaft, habe ich es mal übernommen den Kinosaal nach oben auszulagern. Die Leinwand ist jetzt größer, die Sitzfläche größer und somit war es die richtige Entscheidung. Nach meiner Putzaktion gab es dann doch noch Windalarm, der sich bei Ankunft allerdings als unnötig herausstellte. Wir motivierten die leichteste Kiterin vor Ort es mal zu versuchen und sie scheiterte knapp. Nachdem ihr kite eine Weile am Strand lag und ich sie aufs brutzelnde Geräusch hinwies, entschloss sich Josef ihr den Abbauprozess abzunehmen und es mit dem kite zu versuchen. Wir ahnten noch nicht, dass hier und heute eine neue Redewendung entstehen würde: den Josef machen.
Definition von „den Josef machen“: Kurz vor Feierabend mit zu kleinem kite und schlechter Leichtwindtechnik Höhe verlieren. Nicht aufgeben und immer weiter abtreiben, bis man abgeholt werden muss.
Nachdem wir einsahen, dass Josef nicht mehr ankommen würde, beschlossen Dominik und ich zusammenzupacken und runterzufahren. Kurz rangefahren, gelandet, eingeladen, rumgemotzt (ich) und unter den verdutzten Blicken der Bargäste wieder losgefahren.
Filmidee, die nie umgesetzt wird: Man sieht den Kiter auf dem Wasser fahren. Fokus geht mehr ans Ufer und unser gelber Bus fährt ins Bild. KBC Logo ist deutlich zu sehen. Kamera wechselt auf den hinteren Teil, der Kiter ist unscharf im Hintergrund zu sehen. Scharf hingegen: Unterwäschemodel Toine, der hinten aus dem Bus springt – in Zeitlupe versteht sich. Nach ihm folgen Max, Dominik und ich, während die Kamera Toine folgt (Hingucker #1). Kiter initiiert die Landung, Toine nimmt entgegen, Max hilft beim Zusammenbau, Dominik nimmt dem Kiter das Brett ab und ich wickel die Bar auf. Laura könnte hinten aus dem Bus dem entgegenkommenden Kiter noch ein Kaltgetränk (Cocktail oder Bier ggf. Sponsormarke) anbieten und alle vier KBC Männer springen hinten in den Bus, während dieser abfährt (Laura fährt wegen Genderbullshit usw) und die Kamera auf den Horizont fährt und irgendwas wie „KBC – wir sind immer für Euch da“ eingeblendet wird. Das Ganze muss natürlich sitzen und darf maximal eine Minute Abbauzeit dauern.
29. KW
Wir haben begonnen zu Schwimmen. Mal schauen, wie lange das anhält. Aktuell die ganze Woche und jeden Tag. Der Wind geht aber auch erst immer um 13 Uhr an.
Ich habe eine neue Schülerin. Elin, 8 Jahre alt und ist super süß. Springen mag sie, ein wenig Bodydrag auch und ich sollte Vater werden wird mir mitgeteilt. Zu spät.
Dafür gibt es schöne Fotos von uns.
Dann habe ich da noch Charlie, der mit seiner locker 20 Jahren jüngeren Freundin mehr Stress als Spaß hat und sich dafür beim kiten austobt. Macht dafür richtig fix Fortschritte, wie zurzeit irgendwie alle. Mit Charlie probiere ich – auf seinen Vorschlag hin – eine neue Schulungsmethode aus. Statt immer zu rufen „lass die Bar los“ oder „Bar weiter vor“, rufe ich ihm jetzt immer zu: „mehr an der Bar ziehen!“. Wirkt Wunder, da es glaube irgendwann das Ego angreift. Wenn er wieder ins Wasser geklatscht ist, sage ich ihm nur noch „Charlie, du musst mehr an der Bar ziehen. Das war noch zu wenig.“ Er macht gute Fortschritte mit dieser Technik. Ich überlege sie grundlegend in meinen Unterricht einzubauen.
Die Mädels sind angekommen. Franzi und Anna, Geschwister und für die nächsten Wochen unsere Praktikantinnen.
Bobby, der Nachbarshund, schläft mittlerweile schon im großen Saal. Er hat sich über die letzten Wochen immer mehr von allen Türen aus in die Mitte des Saals vorgearbeitet und wir jagten uns gegenseitig bei einem meiner nächtlichen Toilettengänge einen Schreck ein, als ich fast über ihn stolperte.
An meinem Spottag nimmt Max die Heckenschere mit, um endlich mal den Palmenüberhang in der Straße zu entfernen. Er klettert auf unseren gelben Postbus und erledigt das ruckzuck. Dabei fällt mir eine weitere Idee ein, die nie umgesetzt wird:
Arbeiten am KBC: Palmen vom gelben Bus aus schneiden, während dieser noch fährt. Sandsäcke auffüllen an Stränden, wo andere Urlaub machen. Den grünen Teppich kehren, während davor Gäste sich die Füße abtreten.
An meinem Spotdiensttag kamen wir am Spot an und Patrick lag schon auf den Paletten auf uns wartend. Der hat auch nichts zu tun. Im Haus wäre er trotzdem eine Bereicherung. Wobei das auch ganz schön voll ist. Naja.
Meine Schüler derzeit sind ein Pärchen auf ihren Flitterwochen. An den ersten zwei Tagen mit mir sind sie abends glaube ich zu nichts mehr gekommen. Haha. Schön fertig waren sie. Glücklich nach den ersten Metern ebenfalls und kommen wohl demnächst wieder, um weiter zu machen. Den Barbar werde ich so schnell nicht vergessen.
Nachdem ich die Rasselbande an diesem Tag eingeladen habe und wir den Sandweg hochfuhren, stand das Mädchen aus „the ring“ auf einmal vor uns in Gestalt von Patrick. Richtig herrlich. Hab gut gelacht. Wir haben ihn dann die nächsten 600 Meter mitgenommen und seine Gesellschaft genossen.
30. KW
Meine neue Schülerin lernt sehr schnell. Langsam beschleicht mich das Gefühl es könnte am Lehrer liegen.
Ich hoffe auf ein paar windfreie Tage, aber sie kommen nicht. Unsere Marvel-Film-Reihe geht weiter und mit Phase zwei sind wir vielleicht noch diese Woche durch. Dann werden die Filme knapp. Zwischen Kinobesuch und BluRay liegen ein paar Monate.
Toine will als nächstes Harry Potter gucken. Ohje. Die Mädels, heute haben wir noch eine abgeholt, sind natürlich dafür.
War heute 3 Stunden draußen am Stück und brauch auch mal wieder eine Pause.
Elin hat mir zum Abschied einen Brief geschrieben mit ganz vielen bunten Farben. Richtig gut. Von der Mama hab ich Geld bekommen. Auch gut.
Jakob war mit seiner nächsten Ische da. Er fing mit Laura an und sie reiste ab. Nun kam er erneut und nahm zwischendurch keine Stunden. Diesmal jedoch mit Christa. Ich glaube der kann insgeheim fahren und nutzt das nur zum Kennenlernen von Frauen.
Thomas und Andrea sind da. Er lief auf mich zu und ich kannte ihn von irgendwoher, aber was weiß ich denn wie der Kerl heißt. Er begrüßte mich mit „Hey Martin“ und ich ihn mit „Hey“. Nachfrage bei Laura gab dann die Info – sie waren letztes Jahr schon mal hier. Einzig witziger Punkt war, dass wir den Gruppenchat auf admin-only umstellten nachdem er zu häufig in diesen schrieb und alle anderen davon genervt waren. Er verängstigte auch meine neue Schülerin Simone mit seinem Fachwissen zum Sport. Achja.
Wir waren mal alle gemeinsam in Marsala Essen. Ich wollte zu einem Restaurant, bei dem ich das letzte Mal eine richtig gute Pizza für 7,50 EUR bekommen habe und die Hälfte sogar erst am nächsten Morgen gegessen habe. Die Gruppe entschied sich woanders hinzugehen. Leider gab es keine Nutella-Pizza, aber wir sprachen darüber. Wir, das waren: Anna, Franzi, Laura, Dominik, Josef, Justus und Toine. Man musste ab und zu seinen Stuhl näher an den Tisch rücken, wenn ein Auto die Gasse durchfuhr. Das Hühnchen war nichts Besonderes und dafür gut überteuert. Alle, die was Anderes hatten als Hühnchen, klagten am nächsten Tag über Bauchschmerzen. Hihi.
Zum Ende der Woche beschloss der Wind eine Pause einzulegen. Wir wollten mal wieder einen Film schauen, doch die obere Etage motivierte sich zu einem Erice Ausflug, der damit endete, dass der blaue Bus den Berg nicht schaffte und sie Kühlwasser auffüllen mussten. Ich hoffe immer noch, dass die Karre nicht zusammenbricht, wenn ich mal damit unterwegs bin. Statt Film und Berg veranstaltete die untere Etage eine LAN Party in meinem Zimmer. Pat, Domi und Laura waren da. War großartig.
Ah und ich war endlich mal wieder beim Friseur. Ich bleibe dabei, dass südländische Friseure die Besten sind. So gewissenhaft und aufs Detail bedacht. Augen zu, Kopfmassage genießen und danach auch noch gut aussehen. Dieses Mal jedoch schlich sich so ein Gedanke ob des Rasiermessers ein. Was, wenn der einen Ausraster bekommt. Familiendrama oder sowas und dann wird einmal langgezogen. Da kannst du nix machen. Im Western wird die gespannte Waffe an die Eier gehalten. Das gibt zumindest so einen Hauch von Sicherheit, aber wenn es das Familiendrama ist, dann hilft das auch nicht. Ich hoffe die Kinder sind aus dem Haus und die Frau entspannt.
Die Woche endete mit der Mondfinsternis und dem gemeinsamen Grillen auf dem Balkon. Dauerte ziemlich lang, also die Mondfinsternis. Das nächste Mal soll sie nur 2 Minuten gehen. Da schau ich dann kurz mal raus oder verpasse sie wahrscheinlich.