01.03.-06.03.2018
Das letzte bolivianische Geld wurde in Essen investiert und dabei wurde sich, wie nur selten während der Reise, überfressen. Nach einer Pizza und zwei heißen Schokoladen gab es Pancakes mit Schokoladensauce. Die waren nicht mehr zu schaffen, gegessen wurden sie trotzdem.
Auf nach Cusco, der Inkastadt. Nach fünf Minuten Fahrt Grenzkontrolle. Den Rest der Fahrt wurde fast nur geschlafen und dies im 12-Mann Zimmer ohne Gäste auch so fortgesetzt.
Am nächsten Morgen gab es Frühstück oder eher Mittag. Das Hähnchensteak hatte die Konsistenz von Spiegelei, schmeckte aber trotzdem ganz gut. Nachdem ich den Rückflug über Bogota, Kolumbien geregelt hatte, ging es zur Stadterkundung. Stadterkundung ist meist gleichzeitig Ticketkauf und Besorgungen erledigen. Was ziemlich nervt ist das andauernde Hupen, was wie in jedem anderen Land auch überhaupt nichts zur Verbesserung der Lage beiträgt. Dafür ist die Inkastadt sehr sehenswert. Sehr gut erhalten und zudem schaffen sie es, was anderen Städten nicht gelingt - Eingliederung von Marken wie McDonalds, Subway, KFC und wie sie alle heißen in ihre gegebene Architektur. Nur ein dezent eingearbeiteter Schriftzug weist auf die Existenz der Marke hin. Dafür tragen viele die "Werbung" vor sich herum. Noch nie so viele junge Cellulite Bäuche gesehen.
Machu Picchu - ja oder nein? Ich rang wegen der hohen Preise mit mir, bin aber sehr froh mich für den Ausflug entschieden zu haben. Habe noch ein günstiges Angebot gefunden und wer braucht schon Komfort.
Die Busfahrt nach Aguas Calientes war bergig und unser Busfahrer nahm wenig Rücksicht auf schwache Mägen. Während neben mir also aus dem Fenster gespuckt wurde, hing ich den Gedanken der Reiseroute nach. Vielleicht doch dieses Mal nicht nach Equador? Direktflug oder Busfahrt? 9 Stunden Wartezeit an der Grenze berichtete mir eine Schweizerin, die gerade erst die Strecke hinter sich gebracht hatte. Durch Nebel und über Serpentinen ging es weiter und ich beschloss mir den Himalaya und wahrscheinlich auch Kilimandscharo zu sparen. Die Höhe bekommt mir einfach nicht. Nebel und Abgrund in Kombination ist auch was Schönes. Mein erster Gedanke wäre in dieser Kombination auch "beschleunigen". Was ein Typ.
Es ist eigentlich genauso wie auf der Todesstraße in Bolivien und wie auch dort kann man die Wahnsinnslandschaft kaum fassen. Bananenstauden, dicke fette Tarzan-Lianen, Metalldachromantik und mit Moos bewachsene exotische Bäume - Südamerika noch einmal in voller Pracht.
Der Bus bringt einen bis zur elektrischen Maccu Picchu Bahn. Die haben wir natürlich nicht genommen, da nicht im Preis inbegriffen und somit ging es per pedes an der Bahnstrecke entlang nach Aguas Calientes, der Stadt am Fuße des Maccu Picchu. Wenn man sich, wie ich, umdreht und die hoch aufragenden Berge inspiziert, entdeckt man sogar von unten schon vereinzelte Ruinen.
Die verpeilte Organisatorin wies uns am Ende des Tages unsere unterschiedlichen Unterkünfte zu und am nächsten Morgen sollte um 5 Uhr der Aufstieg begonnen werden.
Am 05.03.2018 um 3:40 Uhr hieß es aufstehen, 4:40 Uhr am Tor und um 5:00 Uhr war die Öffnung dessen. 5:12 Uhr bestieg ich den Maccu Picchu in völliger Dunkelheit in einer Masse von sicher 80 Leuten. Um 06:20 Uhr war ich oben.
Als Playlist empfiehlt sich heroische Musik! Der Spiderman Soundtrack ist dabei zu lahm, doch Protector Of The Earth und Last Samurai Soundtrack eignen sich hervorragend. Einen Erben der Samurai Kultur überholte ich als er schnaufend auf den Stufen pausierte. Was würden nur seine Vorfahren sagen.
Wie so oft begleiteten uns Hunde und ein Wanderer machte den Fehler seinen Stock zur Pause abzustellen. Schwupps lag dieser quer im Maul des Hundes, der gar nicht daran dachte ihn wieder herzugeben.
Ein scheinbar die ganze Zeit mitzählender erklärte beim Laufen "noch 150 Stufen". Diese Art der Motivation konnte ich brauchen und tatsächlich war der Aufstieg nach den 150 Stufen erledigt.
Hoch motiviert wurden die Ruinen erkundet und sich der Schmarn vom Reiseleiter angehört. Schön war es und es hat sich absolut gelohnt Maccu Picchu zu besuchen.
11:15 Uhr ging es auch schon wieder runter und dank Michael Jackson stand ich 11:50 Uhr gut gelaunt am Aufstiegspunkt.
Am Hotel Privado ging es zurück zum Bus, der uns in nächtlicher Tour heil heim nach Cusco brachte. In Dunkelheit und mit Amelie Soundtrack ging ich "was ich gern mache/machen würde" in meinem Leben durch und stellte, wie so oft, fest, dass die Zeit, wie immer, zu kurz ist. Eine kurze Auflistung: kiten, klettern, schwimmen, inlinern, Klavier spielen, Bogen schießen, tanzen, Motorrad fahren, Krav Maga, fliegen, paragliden, tauchen, snowboarden.
07.03.-09.03.2018
Die Busfahrt nach Lima war von wunderschönen grünen Bergen geprägt, Serpentinen und tollen Tälern. Über den Wolken lief Planet der Affen auf spanisch. Handlung war auch so klar, nur die Affen verstand ich nicht. Spanisch halt.
Irgendwann schlief ich ein und wachte erst wieder auf, als sämtliche Berge verschwunden waren. Ein wenig Meer, ewige Wüste und ein paar Kakteen waren nun zu sehen.
Auf der linken Seite Richtung Meer gab es vereinzelt eingezäunte "Paradiese". Rechts sah es mehr wie Lager und zweiter Weltkrieg in Tunesien aus. Weiße Silos für Sprit, Nomadensiedlungen und Lagerhäuser wechselten sich ab. Ich habe keine Ahnung, wofür die Lagerhallen sind, aber sollte man einen Zombie-/ oder Endzeitfilm drehen wollen, könnte man sich hier die Kulissenaufbauten sparen. Alles verziert mit Mauern und Türmen.
Riesige Reklametafeln versuchen davon abzulenken, doch gelingt es auch Inka Cola nicht. Gehört wohl Coca Cola, wie auch die Fabrik am Straßenrand.
Lima ist hässlich. Busse mit massig Kratzern zeigen das Fahrverhalten, wie auch der Polizist, der aussteigt, um den Spiegel zu richten. Kakteen wachsen hier unter der Brücke, denn darüber ist kein Platz. Die Hänge der Berge im Außenbereich sehen aus wie mit buntem Müll bewachsen, doch es sind Hütten.
Zeichnungen an den Wänden erinnern an Mainzelmännchen.
Wenn Städte nachts mehr Charme haben als tagsüber kann man ins Grübeln kommen. Was mir noch auffiel sind die schönen Restaurants, die es hier gibt. Pollo steht für Huhn. Es gibt also Pollo Bar, Pollo Salon, Pollo Lounge, Pollo Restaurant, etc..
Dafür war das Kino gut und das Frühstück ebenfalls. Dazu sehr günstig: Eier, Brot, Saft, Kuchen für 4 EUR.
Am Flughafen spürte ich dann das erste Mal die Negativaspekte eines Billigfliegers. Ticket nicht gedruckt, 22 USD, mein Fehler. 1kg zu viel Gepäck, bitte nachzahlen. Pha. Kommen die Schuhe halt ins Handgepäck.
Bei der ruppigen Landung bekreuzigte sich der Typ neben mir - zu recht!
Weiter ging es. Die kolumbianische Passkontrolle erwartete für heute anscheinend keine Besucher. Ich hab den schlechtesten Geldtausch der Reise hinter mich gebracht und auf der illegalen Uber Fahrt in die Innenstadt fiel die Polizeikontrolle des Fahrradfahrers auf, der sich beeilte mit erhobenen Händen an die Hauswand zu kommen. Ab ins Bett!
10.03.2018
Der Tag in Bogota, Kolumbien startet mit einem späten Frühstück. Die Dame des Hauses begleitet mich zum Bäcker und Obsthändler, damit ich auch ja heil ankomme. Zum Internetcafe gehe ich dann allein um dort das Ticket auszudrucken. Der Uber Fahrer bekreuzigt sich auf dem Weg zum Flieger und ich frage mich: Weil alles frei ist, weil wir aus dem Viertel raus sind oder weil ein Flieger über uns passiert?
Der Flug nach Cartagena wurde zweimal angetreten. Weil das Hochzeitskleid einer Dame als zweites Handgepäck gesehen und nicht mitgenommen werden durfte, schmuggelten wir es in den Flieger.
Der Flug war besser als der letzte. Es ist auch immer wieder schön an einem Flughafen mit Palmen anzukommen.
11.03.-22.03.2018
Cartagena. Gesprochen Cartahena. Viele Spaziergänge im historischen Kern, der mit Kirchen, vielen Farben, kolonialistischer Architektur und Lebensfreude wirbt. Es gibt Frauen mit Obstkörben auf dem Kopf, Papageien, fette Stadtmauern mit Kanonen und Zinnen geschmückt.
Nachdem die ersten Magenverstimmungen vorbei waren, konnte ich auch die Abende mehr genießen. Es tanzten, sangen und spielten die Künstler um die Wette oder die Dineros der Besucher.
Mit ein paar Deutschen unterhielt ich mich in einer Bank über das Millionärsein. 1 EUR sind rund 3.500 COP, ergo kam man mit 285 EUR schon an die Grenze, nur leider ließ kein Bankautomat zu so "viel" Geld auf einmal abzuheben.
Im ersten Hostel schlief unter mir ein älterer Herr aus Boston. Als mein Handy ausversehen vom Bett segelte und er den Schock seines Ruhestandes erlitt, war ich froh, dass es kein Nokia war und den Boden durchschlug. Erster Spruch war dann auch klischeehaft, dass er auf Lebenszeit kostenlos telefonieren könnte, hätte es ihn getroffen. Die spinnen die Amerikaner.
In der Lobby pennte ein lateinamerikanisches Mädel und wippte ab und an mit dem Fuß zur Musik. Die haben es wirklich im Blut.
Beim Einkauf im größten Supermarkt fiel auf, dass alle Bänder stillstehen. Man muss auspacken, vorschieben, einpacken.
Dafür sind die Sonnenuntergänge, Graffities, Parties, Spaziergänge, Faulenzmomente, Kinobesuche und sogar Lesestunden schön, aufregend und erholsam.
Cartagena ist die Reise wert. Ob allein, zu zweit, dritt, viert oder wie auch immer. Nur der Preis kann abschreckend sein.
23.03.2018
Ein kurzer Zwischenhalt in Bogota mit fanatischen kolumbianischen Fans beim 3:2 WM Vorbereitungsspiel gegen Frankreich und es ging weiter zur letzten Station vor der Heimat: Brasilien.
24.04.-02.04.2018
Zu Gast in Brasilien.
Ich wurde eingeladen eine Woche bei Tainás Familie zu verbringen. Zacarias wohnt auch nicht weit entfernt.
Entlang der Straße von Parajuru nach Canoa Quebrada befinden sich einige Häuser und oft schon bin ich an diesen vorbei gefahren. Früher habe ich sie in Erinnerung gehabt als die 60iger Zonen mit den Blitzern, nun also als dort lebende Familien.
Es sind zwei Namen, die das “Dorf” beherrschen. Carneiro (Schaf) und Batista (Baptist) - welcher Name cooler ist, darf jeder für sich entscheiden.
Zusammen gehören ihnen also die ganzen Hütten am Straßenrand und in einer lebe ich nun.
Man muss sich das alles ganz einfach vorstellen und dann nochmal vereinfachen. Die Wände bestehen aus Lehmziegel und sind nicht bis unters Dach gezogen, wodurch es eine super Lüftung, aber dafür keine Privatsphäre gibt. Das Geschrei am frühen Morgen jedenfalls ist etwas, was ich nicht missen werde. Gegen 5 Uhr steht die Oma, gefolgt von den Kindern auf. Kinder gibt es einige. Allein in unserer "Haus-Ansammlung" gibt es 9 aufgeweckte, laute Racker.
Die Fernsehabende verbringt man wie bei uns nur mit einer großen Schüssel voll mit Früchten statt der Schokoladentafel. Die Couch ist mit einem Spannbettlaken überspannt, die Moskitonetze überm Bett sind Pflicht. Am Tag wird sicherlich 10x gefegt, denn der Sand kriecht auf Grund mangelnder Schwelle leicht rein. Als ich mich auf die Bettkante setze und das Bett an der Stelle nachgibt, wird es mit vier Ziegeln provisorisch gestützt.
Dafür wird das Huhn vor meinen Augen geschlachtet und gerupft, nachdem es vorher friedlich auf der Stange saß. Alles ist freilaufend. Überhaupt ist frei ein entscheidender Unterschied, wenn man kurz darauf wieder das geregelte Deutschland erlebt.
Fußball wird barfuß gespielt, die versteckten Ostereier sind für die Kinder eine Freude, die zu ungewohntem Strahlen führt. Wie später auffällt sind die Bäume immer grün und die Fliegen kein Segen. Doch am Ende ist es einfach nur paradiesisch schön.
Boa noite e muito obrigado.
Verluste auf der Reise:
- oranges Shirt in Parajuru
- JBL Box in Rio de Janeiro
- Schere in Bolivien
- Aufladekabel im Bus nach Puerto Iguazu
- Kopfhörer in Puerto
- viel Lehrgeld
Vielen Dank für all die schönen Stunden auf der Deutschlandreise im April.