control the kite. don't let the kite control you.
home archiv

Impressionen

1. Monat

2. Monat

3. Monat

2017-12-01

 

Mir ist langweilig. Man ist mir langweilig. Gott ist mir langweilig.

Der Typ von Manager, Boss, Chef, was auch immer hat aktuell kaum Geld. Er will mir das Geld am 05.12. geben. Joao wartet seit drei Monaten auf die mittlerweile 4k EUR, die ihm zustehen. Der Cousin oder Bruder will wohl eine Europareise machen und deshalb fehlt das Geld an der Station – alles klar.

Vor Langeweile habe ich Zaca als Beachboy abgelöst und er war mal kiten. Selbst das war nach anfänglicher Arbeit langweilig. Nachdem alle zehn Gäste auf dem Wasser waren, schaute ich nur noch zu, wie sie gemächlich von links nach rechts und wieder zurückfuhren. Einige probierten Sprünge, doch die Meisten fuhren nur hin und her. Langweilig!

Das Mittagessen bestand überraschenderweise aus … Reis mit Huhn. Wenn es mich nicht so derb überrascht hätte, würde ich direkt wieder „langweilig“ schreiben.

Auf dem Handy Zeitung lesen ist okay, doch sind auch die deutschen Nachrichten langweilig.

Wort des Tages: L.

Morgen nehme ich meinen Laptop mit und schaue meine aktuelle Serie Lucifer.

Mein Bein ist noch immer vom Foilen und dem railey überdehnt oder so und ergo macht rausgehen auch keinen Sinn.

Ich quatsche mit Güther, 75, über Fluggesellschaften und ihre Hemmung die Strafzahlungen auszuzahlen. Gibt doch weltweit das Montrealer Abkommen und für Europe gilt glaub bei Verspätung ohne Ersatz etc, dass sie 600 EUR zahlen müssen. Jedenfalls ging es wohl in dem Fall über Anwaltsschreiben, Gericht und selbst nach Rechtsprechung wollte die TAP wohl nicht zahlen, worauf ein Inkasso das Geld sozusagen „am Schalter“ eintrieb, was auch immer das heißen mag. Geschichten für einen langweiligen Tag.

Romina und Oliver kamen heute rein und wollten morgen bei mir Stunden nehmen. Nach dem Gespräch mit Martin von der Poussada Jangada wollten sie dann lieber zu Joao. Zur Rede gestellt meinte Martin dann, dass sich Gäste bei ihm beschwert hätten, dass ich schlecht fahre und unterrichte, unfreundlich und arrogant bin. Daraufhin hat er wohl beschlossen, schlecht über, aber nicht mit mir zu reden. Was ein widerlicher Typ ohne Integrität. Silke und ich haben zwar schon lang erkannt, dass Martin und seine Frau Josy sich vor Langeweile (Wort des Tages) nicht retten können in ihrem stumpfen Leben und daher für jeden Tratsch empfänglich sind, doch das geht dann doch ein Ticken zu weit. Arrogant, unfreundlich, vielleicht auch schlechtes Fahren – alles korrekt, aber das kann man doch mal ansprechen. Zumal ich zu Beginn noch Neuankömmlingen ohne Unterkunft ihre Poussada empfohlen habe. Grml.

Jedenfalls war ich stinksauer und habe ihn abgeschrieben, auch mit Worten, direkt.

Abends haben Silke und ich noch ewig geredet. Nunja. Der Kuchen half meiner Stimmung auch haha.

 

2017-12-02

 

Silke hat off. Sprich ich muss wieder einmal ins Office. Doch ich bin vorbereitet: Laptop ist in der Tasche haha.

Der Tag fing ruhig an und ich konnte mich mit Joao unterhalten. Über seine Kiteanfänge, sein Weg nach Österreich, seine Kochanfänge, seine Sprache und auch Sebastian, Stationsmanager auf Sal. Sehr interessant, da ich doch weiß, dass sämtliches Personal aus Küche und Bar schon einmal in Österreich waren und die Chance hatten die Sprache zu lernen. Doch als einziger spricht Joao sie fließend, wenn auch schwer verständlich, da österreichisch haha.

Ari wurde heute Morgen wohl schon von der Küchendame veräppelt. Er solle sich in der Hängematte nicht überarbeiten hat sie ihm gesagt.

Im Office hatte ich neue Soulmucke laufen. So macht der Tag gleich mehr Spaß.

Von weitem sah ich schon Romina und Oliver ankommen und bereitete mich innerlich auf Gelassenheit vor. Nach einigem Versteckspiel zwischen beiden Parteien an der Station, sprachen wir dann und sie erklärten, dass es wohl ein Missverständnis war gestern und sie auch gern bei mir Unterricht nehmen würden. Hat der Martin wohl noch einmal mit ihnen gesprochen und versucht den Schaden gut zu machen. Schade nur, dass ich nachtragend bis zum Tod bin. Haha.

Jedenfalls hatte Joao auch nichts dagegen und wir gingen raus. Ich glaub sie war ganz zufrieden.

Mittags gab es mal wieder Reis mit Hühnchen, aber heute störte mich das nicht.

Nachmittags konnte ich dann endlich meine Serie mit kleineren Unterbrechungen gucken. So macht selbst Office Spaß.

Nachher bin ich noch kurz mit an den Strand, denn Kathy hatte ihren VDWS Theorietest gemacht und sollte nun beweisen, was sie fahrtechnisch kann. Level 5 kann man ihr beruhigt geben und damit kann sie überall auf der Welt Material ausleihen.

Der Vollmond vor der Sandbank mit einem Stapel angespülten Treibholzes sah beeindruckend schön aus. Schade, dass man sowas nicht aufs Foto bekommt.

Hab alles zusammengeräumt und damit den guten Tag für mich abgeschlossen.

Doch dann wollte das Auto nicht anspringen! Irgendjemand hatte das Licht den ganzen Tag über angelassen. Grml.

Horecio, der Dickste von uns, kletterte ins Auto und wir haben angeschoben. Sprang aber sofort an und ich war wieder glücklich. So schnell kann es gehen.

Ich hab Essen geholt und bin heimgefahren, wo niemand war. So schön diese Ruhe.

Irgendwann kam Silke und wir hatten unsere üblichen Psychogespräche. Schöner Ausklang.

 

2017-12-03

 

Das Auto sprang nicht an und wir mussten es anschieben. Bis zur Kreuzung, dann hielt ein Motorradfahrer an und schob mit. Ein Nachbar kam ebenfalls hinzu, wie auch ein weiterer Fahrer. Geschwitzt haben wir trotzdem nicht schlecht. Auf zur Station.

Den ganzen Vormittag habe ich Lucifer geschaut. Am Nachmittag gegen 16 Uhr habe ich Lucifer für eine Stunde foilen unterbrochen. Man muss ja auch mal raus. Haha.

Am Anfang hatte ich kurz Probleme mit dem Wasserstart, doch kaum das Gefühl zurückgewonnen, ging alles wie am Schnürchen. Ich bin hoch- und runtergefahren, habe gebremst, bin anderen ausgewichen und habe sogar das Brett meiner Schülerin reingeholt (okay, dabei habe das hydrofoil im Wasser schwimmen lassen und später wiedergeholt).

Abends waren wir bei Tante Joao essen. Silke, Zaca und ich. War gut und vor allem fix. Nach der kurzen Stärkung sind wir wieder zurück zur Station und unter den neidischen Blicken einiger Gäste im Barbereich haben wir die kites genommen und sind Vollmondkiten gegangen!

Habe ich vorher noch nicht gemacht und es genossen. Es gibt ganz kleine Unterschiede zum Tageslicht-kiten. Man sieht bei der Landung nach einem Sprung zum Beispiel nur schwarze Masse unter sich und zumindest ich hatte zu Beginn arge Probleme einzuschätzen, wann ich zur Landung einlenken muss. Gewöhnt man sich aber anscheinend dran, jedenfalls hatte Zaca überhaupt keine Probleme. Ich habe irgendwann angefangen turns zu üben, was dank meiner Foilerfahrungen nun auch besser klappt. Muss demnächst mal wieder mit dem waveboard raus und das verfeinern.

Sehr guter Tag.

 

2017-12-04

 

Ein letztes Mal an der Station Wäsche waschen und dann geht es hoffentlich bald los.

Es war wie üblich nichts los, was mich allerdings nicht mehr stört, denn noch habe ich Lucifer. Haha.

16 Uhr bin ich wie gewohnt unter verärgerten Blicken (berichtete mir Silke) vom Manager, der ungern teilt, mit dem hydrofoil raus und habe Aufnahmen mit der GoPro davon gemacht. Die leider keiner sehen wird, denn bei einem der sehr selten gewordenen Stürze habe ich sie fallenlassen. Sehr schade um die letzten Aufnahmen. Bei der Recherche nach einer neuen GoPro habe ich dann festgestellt, dass ich hunderte Euros ins Zubehör gesteckt habe, jedoch nicht in den Schwimmer, den es für zwanzig Euro gibt. Lehrgeld. Mal wieder. Nach all den Jahren auf der Welt wird man doch nicht weiser.

Martin hat vorhin Günther auf dem Wasser erwischt. Die Lagune ist voll mit Wasser und leer an kitern. Nur vier Personen waren auf dem Wasser und er schafft es tatsächlich zu nah an Günther vorbeizufahren. Hat ihm die Leinen durchs Gesicht gezogen. Sieht ganz schlimm aus, aber Günther war nur kurz sauer. Vollidiot. Jetzt mag ich Martin noch weniger.

Der Abend wurde gefüllt mit dem Aufhängen der Wäsche und den letzten beiden aktuellen Folgen Lucifer. Nun muss ich warten, bis ich wieder in Deutschland bin und die endlich mal den Rest aufgezeichnet und ausgestrahlt haben.

 

2017-12-05

 

Früh bin ich aufgestanden in der Hoffnung Zaca das Autofahren beizubringen. Daraus wurde nichts, denn er war nicht in der Stimmung. Also Augen wieder zu und dann um 8 Uhr festgestellt, dass das Auto von Ari mitgenommen wurde. Mussten Silke und ich also laufen und wie ich das mag.

Silke: „Mit dir spazieren zu gehen ist Sport.“ „Dabei schlafe ich noch.“ „Da bin ich auch sehr froh drüber.“

An der Station angekommen, sahen wir neuen Trubel. Das Dach des Restaurants wird neu gedeckt. Passiert wohl alle 5 – 8 Jahre und nimmt glaub 1 Jahr in Anspruch. Jedenfalls sieht es, übertrieben, danach aus.

Wir mussten also Stühle und Tische verrücken und nachdem die Bar geschlossen hatte, beschloss ich mich am Frühstücksbüffet zu bedienen. Als ich wieder zur Bar kam, standen sechs Jungs da und ich beschloss die Jugendarbeit zu fördern. Ich bot 50 Reais pro Person und 150 Reais für den Finder. Auf jeden Fall hab ich den Jugendsport gefördert – man waren die fix am Strand.

Leider fanden sie nichts. Als ich selbst später mitsuchte, legte ich mich in die Strömung und wurde fix davongetrieben. Wie ein Wildwasserbach, so fix ging das. Zwischendurch gab es schon zwei Tiden, die Wahrscheinlichkeit was zu finden ist also praktisch nicht gegeben.

Am Strand genoss ich später noch den Schatten der Hütten und die Musik, die aus meiner Box heraus den Tag verschönerte. Ach und es hat noch jemand an dem Tag seine GoPro verloren – ebenfalls ohne Schwimmer. Hihi.

Am Morgen hatte ich auf Geld gedrängt und am Nachmittag bekam ich es dann. Jetzt fehlt nur noch das Paket aus der Heimat und ich bin weg von hier.

Das hydrofoil begleitete mich um 16 Uhr innerhalb der Lagune und zum ersten Mal auch in die Wellen. Wesentlich schwerer als mit dem kleinen hydrofoil, doch möglich! Ich bleib dran.

Am Abend, nachdem wir auf dem Platz alle aßen, bin ich wie ein bekloppter nochmalig hin gerast, da ich dachte mein Portemonnaie dort verloren zu haben. Hatte ich natürlich nicht. Es wartete daheim auf mich. Depp.

 

2017-12-06

 

Nikolaus! Ich habe, verspätet, meine Schuhe geputzt und bin dann gegen 10 Uhr zur Station gelaufen. Mit Laptop und Musikbox. Es war auf jeden Fall angenehmer mit der Box, aber unangenehmer mit dem Laptop und zu Fuß sowieso ein Graus! Dafür war die Sonne zwischendurch gnädig und versteckte sich hinter viel zu kleinen Wolken.

Ich spiele Michael Jackson ab, während ich die letzten Tage runtertippe. Ari mag Michael Jackson und selbst Joao tanzt auf dem Weg zur Umkleide und zurück. Silke ist heute mit Cheffe in Fortaleza shoppen und bringt hoffentlich mein Paket mit. Wenn sie es vergisst, wie gestern Abend das Eis, dann gibt es Prügel. Auch wenn es gerade super entspannt hier ist, mag ich doch langsam meine Reise antreten. Ich brauch Ruhe, brauch Zeit für mich, eine neue Umgebung, neue Eindrücke und Unabhängigkeit. Freiheit.

Mit Günther hatte ich eben ein Gespräch übers foilen, die Wintertage in Deutschland, denen man besser entflieht und die vielen Möglichkeiten, die das Leben so bietet und die man nutzen sollte wann man nur kann. Ich mag Günther.

Nachher geht es – welch wunder – wohl zum letzten Mal dieses Jahr mit dem hydrofoil raus und dann wird der Abend beim letzten Barbecue genossen.

Das wichtigste an dem Abend war dann wohl das Paket aus Deutschland. Pünktlich zum Nikolaus. Musste dem schimpfenden, humpelnden Chef noch hinterhertrotten, um es zu bekommen, aber hat sich gelohnt.

Drei Packen mit Keksen, das Buch Portugiesisch – Englisch für Zaca und Spekulatius für Silke. Haben sich gefreut wie Schneekönige. Zaca meinte, dass die Lebkuchen wie Marihuana schmecken würden – möchtest du mir etwas mitteilen Mama? ;-)

 

2017-12-07

 

Silke ist spontan mit Zaca und einigen anderen Verrückten nach Cumbuco gefahren. Dort findet die world kite surf league (WKL) statt, eine Kitemeisterschaft.

Ich hab mir den Laptop, ein Packen Kekse geschnappt und bin zu Joao an die Station gefahren. Der war glaub auch ganz froh drüber, weil Ari natürlich erst spät am Nachmittag kam.

Habe mein Handy mit Musik befüllt, aufgeräumt und nebenbei mein erstes Brot gebacken! Was für eine Schweinerei. Das Zeug klebt an den Händen, geht kaum ab, man hat einen Energieaufwand und dann am Ende zumindest mit meinen Backkünsten ein sehr, sehr knuspriges Brot. Beim Bäcker kaufen geht schneller. Zumindest in Deutschland.

Alles erledigt und auch noch einen Laptop-nach-Deutschland-Bringer gefunden. Matthias.

Heute Abend wird der Rucksack gepackt und dann komme ich morgen nur noch kurz zur Verabschiedung an die Station.

 

Endlich geht es auf die Reise!

info@myjackal.de